
Trinkwasser aus dem Wasserhahn? | Foto: ©samopauser #213760753 – stock.adobe.com
In Deutschland gilt die Qualität von Trinkwasser allgemein als gut, sodass es zumeist kein Problem ist, Leitungswasser zu trinken. Das spart Kosten und schont die Umwelt, da kein Mineralwasser in Plastikflaschen gekauft wird. Der Geldbeutel wird geschont, denn Trinkwasser aus dem Wasserhahn ist deutlich preiswerter als Mineralwasser aus dem Supermarkt. In Deutschland muss das Leitungswasser die strengen Vorschriften der Trinkwasserverordnung erfüllen. Sie legt Grenzwerte für alle Parameter fest. Die Qualität ist jedoch nur bis zum Hausanschluss garantiert. Es kommt darauf an, dass das Leitungswasser auf den letzten Metern bis zum Wasserhahn nicht mit Schadstoffen kontaminiert ist.
Qualität von Leitungswasser in Deutschland
Viele Verbraucher in Deutschland sorgen sich wegen der Qualität von Trinkwasser aus dem Wasserhahn. Die Verbraucherzentralen geben Entwarnung, denn Leitungswasser gilt als unbedenklich und hat in Deutschland laut Umweltbundesamt eine gute bis sehr gute Qualität. Es muss frei von Krankheitserregern und Schadstoffen sein. Zu ungefähr 74 Prozent wird für die Bereitung von Trinkwasser Grundwasser genutzt. Weiterhin wird Wasser von Flüssen und Talsperren verwendet. Damit es die strengen Qualitätsvorgaben erfüllt, muss es im Wasserwerk verschiedene Aufbereitungsverfahren durchlaufen. Das Wasser nimmt im Boden Mineralien, Kohlensäure, Sand, Algen, Bakterien und landwirtschaftliche Rückstände auf. Bei der Wasseraufbereitung werden alle diese unerwünschten Stoffe aus dem Wasser entfernt.
Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) regelt die Qualität von Trinkwasser in Deutschland und liegt mittlerweile in der Fassung vom 23. Juni 2023 vor.
Sie schreibt die Aufbereitung, die Überwachung der Qualität, die Pflichten der Wasserversorger und die Beschaffenheit von Wasser für den menschlichen Gebrauch vor. Für die verschiedenen Stoffe im Wasser sind Grenzwerte vorgeschrieben. Sie sind so niedrig festgelegt, dass für die menschliche Gesundheit bei der Verwendung von Trinkwasser aus dem Wasserhahn kein Grund zur Sorge besteht.
Überwachung der Qualität bis zum Wasserhahn
Die Trinkwasserversorger sind bis zur Wasseruhr bei den Verbrauchern für die Überwachung der Qualität des Wassers zuständig. Die Informationen über die Wasserqualität gehen an die lokalen Gesundheitsämter, die prüfen, ob die Grenzwerte eingehalten werden. Die Hausbesitzer sind ab der Wasseruhr zur Gewährleistung der Qualität des Leitungswassers verpflichtet.
Die Vorgaben der Trinkwasserversorgung werden permanent streng überwacht. Die großen Wasserversorger müssen sogar mehrmals am Tag die Qualität des Trinkwassers kontrollieren. Die gesetzlichen Vorgaben werden beim Leitungswasser in Deutschland zu 99 Prozent eingehalten.

Die Trinkwasserversorger sind bis zur Wasseruhr bei den Verbrauchern für die Überwachung der Qualität des Wassers zuständig | Foto: ©megaflopp #597665524 – stock.adobe.com
Grenzwerte für die Belastung mit Schadstoffen
Für die Qualität von Trinkwasser gilt innerhalb der EU die EU-Trinkwasserrichtlinie, die in Deutschland mit der Trinkwasserverordnung umgesetzt wird. Die Trinkwasserverordnung vom 23. Juni 2023 ist bereits die zweite novellierte Fassung. Die Mitgliedsstaaten der EU müssen gemäß der EU-Trinkwasserrichtlinie jährlich für die Verbraucher einen Bericht über die Qualität des Trinkwassers bereitstellen. In Deutschland sind dafür das Bundesministerium für Gesundheit und das Umweltbundesamt zuständig.
Für Blei gilt seit Dezember 2013 ein Grenzwert von 0,01 Milligramm pro Liter. Er wird ab dem 13. Januar 2028 auf 0,005 Milligramm pro Liter abgesenkt. Nur dann, wenn die Installation frei von Bleirohren ist, kann der ab 2028 geltende Grenzwert von 0,005 Milligramm pro Liter verlässlich eingehalten werden. In einigen Altbauten sind jedoch noch Bleileitungen vorhanden. Vermieter sind dazu verpflichtet, ihre Mieter darüber zu informieren. Blei reichert sich im Körper an und ist ein Nerven- und Blutgift. Am stärksten sind ungeborene Kinder, Säuglinge, Kleinkinder und schwangere Frauen gefährdet. Wird der Grenzwert von 0,01 Milligramm pro Liter beim Trinkwasser überschritten, kann die Intelligenzentwicklung von Kindern in den ersten Lebensjahren beeinträchtigt werden.
Bei einer Überschreitung des Grenzwertes müssen die Bleileitungen entfernt werden.
Das Wasser sollte nicht mehr getrunken und auch nicht zur Zubereitung von Speisen genutzt werden, bis ein Austausch der Leitungen erfolgt ist. Zur Körperpflege kann das Wasser weiterhin genutzt werden. Filter zur Bleientfernung sind nicht sinnvoll. Grundsätzlich ist vorgeschrieben, dass Bleileitungen bis zum 12. Januar 2026 stillgelegt oder ausgetauscht werden müssen.
Für Nitrat gilt ein Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter beim Trinkwasser. Es ist seit 1999 nur eine Ausnahme, wenn dieser Grenzwert überschritten wird. Nitrat kann im Grundwasser enthalten sein, insbesondere dort, wo die Böden intensiv landwirtschaftlich genutzt werden. Es gelangt über Wirtschaftsdünger wie Gülle, aber auch über die Ausscheidungen landwirtschaftlich gehaltener Tiere ins Grundwasser. Auch für das Grundwasser gilt ein Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Dieser Grenzwert wird in Deutschland häufiger überschritten, doch da die Wasserversorger das Grundwasser aufbereiten, ist das Trinkwasser nicht mit Nitrat kontaminiert.
Nitrat kann durch Bakterien unter der Anwesenheit von Sauerstoff in giftiges Nitrit umgewandelt werden. Nitrit kann vor allem bei Säuglingen in den ersten drei Lebensmonaten Zyanosen verursachen, die sich schlimmstenfalls in Herzrasen und Atemnot äußern und zum Tode führen, wenn nicht schnell der Notarzt konsultiert wird.
Für weitere Schadstoffe im Trinkwasser gelten die folgenden Grenzwerte pro Liter:
- Nitrit: 0,5 Milligramm
- Cadmium: 3 Mikrogramm
- Kupfer: 2 Milligramm
- Nickel: 20 Mikrogramm
- Pflanzenschutzmittel: 0,1 Mikrogramm
- Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): 0,1 Mikrogramm
- Escherichia coli, Enterokokken, Coliforme Bakterien: 0 pro 100 Milliliter
- Clostridium perfringens (nur für Oberflächenwasser): 0 pro 100 Milliliter
Verschiedene gesundheitsschädliche Stoffe wie Medikamentenrückstände, hormonähnliche Substanzen oder Asbestfasern sind in der Verordnung nicht genannt. Das Wasserversorgungsunternehmen muss diese Stoffe und deren Konzentration an das zuständige Gesundheitsamt melden, wenn sie im Trinkwasser vorkommen. Das Gesundheitsamt stellt fest, ob die Vorgaben der Trinkwasserverordnung eingehalten wurden. Ein gesundheitlicher Orientierungswert von 0,1 Mikrogramm einer Substanz pro Liter gilt als Bewertungshilfe.
Qualität des Trinkwassers testen lassen
Wer sich nicht sicher ist, ob das Trinkwasser aus dem Wasserhahn tatsächlich eine gute Qualität hat, kann es testen lassen. Es gibt spezialisierte Labore in Deutschland, die einen Test vornehmen und deren Adressen über Suchmaschinen im Internet zu finden sind. Bei einem solchen Labor kann ein Testset angefordert werden. Mit dem Testset kann jeder selbst das Wasser entsprechend der mitgelieferten Anleitung entnehmen und an ein akkreditiertes Labor schicken.
Ein Test ist sinnvoll für Menschen mit geschwächtem Immunsystem, aber auch, wenn das Wasser zur Zubereitung der Nahrung für Säuglinge und Kleinkinder verwendet wird. Riecht oder schmeckt das Wasser unangenehm oder weist es eine untypische Färbung auf, ist es ebenfalls sinnvoll, eine Untersuchung vornehmen zu lassen.
Kalkhaltiges Wasser ist unbedenklich, denn Kalk enthält Magnesium und Kalzium, die für die Gesundheit wichtig sind.

Es gibt spezialisierte Labore in Deutschland, die einen Test vornehmen und deren Adressen über Suchmaschinen im Internet zu finden sind | Foto: ©Mihail #247420499 – stock.adobe.com
Kein Stagnationswasser verwenden
Wurde ein Wasserhahn länger als vier Stunden nicht benutzt, stagniert das Wasser in den Leitungen. Es handelt sich um Stagnationswasser, das nicht getrunken oder für die Zubereitung von Speisen genutzt werden sollte. Im Stagnationswasser können sich vermehrt Keime und chemische Stoffe ablagern.
Stagnationswasser sollte ablaufen, indem der Wasserhahn auf Kalt gestellt wird. Mit der Fingerprobe lässt sich testen, ob das Wasser verwendet werden kann. Das Wasser sollte bis zu 30 Sekunden laufen. Verändert das Wasser aus dem Wasserhahn seine Temperatur und fühlt es sich kühl an, handelt es sich um frisches Wasser, das bedenkenlos verwendet werden kann. Jeder kann damit selbst die Qualität des Trinkwassers beeinflussen. Die Wasserleitung wird durchgespült. Zum Blumengießen, Putzen oder Spülen kann das Stagnationswasser noch verwendet werden.
Zusätzlich sollten die Perlatoren regelmäßig gereinigt werden. Veraltete und beschädigte Perlatoren sind durch neue zu ersetzen.
Aus Leitungswasser Sprudelwasser herstellen
Wem Trinkwasser aus dem Wasserhahn nicht frisch genug ist und wer das Sprudeln der Kohlensäure vermisst, kann einen Wassersprudler verwenden und Sprudelwasser herstellen. Aus einer Druckkartusche wird dem Leitungswasser Kohlensäure zugesetzt.
Auch der Wassersprudler sollte für eine gute Hygiene regelmäßig gereinigt werden.
Ein Beitrag zum Umweltschutz mit Trinkwasser aus dem Wasserhahn
Die Preise für Mineralwasser unterscheiden sich, abhängig von der Marke und vom Ladengeschäft. Trinkwasser aus dem Wasserhahn ist deutlich preiswerter und hat den Vorteil, dass Verbraucher keine Getränkekisten schleppen müssen. Es ist das umweltfreundlichste Getränk und muss im Gegensatz zu Mineralwasser nicht in Einweg- oder Mehrwegflaschen abgefüllt werden, die dann transportiert werden müssen. Die Transportwege für diese Flaschen sind mitunter lang, was mit hohen CO2-Emissionen und einem hohen Verbrauch an Ressourcen verbunden ist. Einwegflaschen müssen recycelt werden. In Deutschland fallen pro Jahr ungefähr 16,5 Milliarden Einwegflaschen an. Wer Wasser aus dem Wasserhahn trinkt, trägt dazu bei, diese Abfallmenge zu reduzieren.
Mineralwasser, das in Deutschland erhältlich ist, kommt nicht immer aus Deutschland, sondern es wird mitunter importiert, was sich negativ auf das Klima auswirkt. Die Klimabelastung durch Mineralwasser in Einwegflaschen ist in Deutschland fast 600-mal höher als bei Trinkwasser aus dem Wasserhahn.