
Neue Arbeitsplätze durch Klimaschutz | Foto: ©Seventyfour #1229689378 – stock.adobe.com
Der Klimawandel verändert die Wirtschaft und wirkt sich auf den Arbeitsmarkt aus. Neue Arbeitsplätze entstehen im Bereich der Erneuerbaren Energien und bei den umweltbezogenen Dienstleistungen. Verschiedene Studien haben sich bereits mit den Klimaschutz-Szenarien und den ökonomischen Folgen beschäftigt. Die Studien zeigen positive Effekte für die Wirtschaft, da die Nachfrage nach der energetischen Sanierung von Gebäuden, aber auch nach Photovoltaik-Anlagen und anderen Produkten im Bereich der Umwelttechnik steigt.
Klimaschutz schafft neue Arbeitsplätze
Schätzungen zufolge könnten in diesem Jahrzehnt aufgrund des Klimaschutzes Hunderttausende neuer Jobs geschaffen werden. Bereits im Jahr 2021 spielten Klima- und Umweltschutz eine wichtige Rolle auf dem Arbeitsmarkt.
Das Umweltbundesamt ging von ungefähr 2,8 Millionen neuen Arbeitsplätzen aufgrund des Ausbaus von Solar- und Windkraft, Wärmedämmung von Gebäuden, Energieeffizienz-Maßnahmen und der Nachfrage nach Umwelttechnik aus.
Die Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS), die ihren Sitz in Osnabrück hat, wertete zwölf Studien von DIW, dem Öko-Institut, Fraunhofer, DLR und Prognos mit 25 Klimaschutz-Szenarien und deren ökonomischen Folgen aus. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sich die Klimaschutz-Maßnahmen positiv auf die Wirtschaft auswirken.

Schätzungen zufolge könnten in diesem Jahrzehnt aufgrund des Klimaschutzes Hunderttausende neuer Jobs geschaffen werden | Foto: ©Jonatan #1510420763 – stock.adobe.com
Wirtschaftsimpulse durch Nachbesserungen beim Klimaschutz
Mauricio Vargas, Volkswirt und Experte bei Greenpeace, geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft ohne Nachbesserungen beim Klimaschutz wichtige Wachstumsimpulse verpasst und Wettbewerbsnachteile riskiert. Er nennt den Rückstand der deutschen Autohersteller beim Umstieg auf saubere Antriebe als Beispiel. Der Greenpeace-Experte appelliert auch an die Politik und fordert einen schnelleren ökologischen Umbau, um die Wirtschaft zu stärken und Klimaschäden zu vermeiden.
Die Ampel-Koalition einigte sich 2021 auf einen Kohleausstieg bis 2038, im Idealfall jedoch bereits 2030. Als wichtiges Ziel sah sie die Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien an. Laut Klimaschutzgesetz sollte der CO2-Ausstoß bis 2030 in Deutschland gegenüber dem Basisjahr 1990 um 65 Prozent gesenkt werden.
Bedingt durch die Corona-Pandemie waren 2020 erst ungefähr 38 Prozent erreicht.
Umweltschützer wie Greenpeace sprechen sich für eine Anhebung des Ziels der Klimaneutralität und die Senkung des CO2-Ausstoßes um 70 Prozent bereits vor 2040 aus. Die Experten der GWS sehen in den höheren Ausbauzielen einen positiven gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungseffekt.
Neue Arbeitsplätze in Bauwirtschaft und Elektroindustrie
Wie die verschiedenen Studien zeigen, wirkt sich der Klimaschutz mit strikten Vorgaben an die Industrie positiv auf die deutsche Wirtschaft und den Arbeitsmarkt aus. Untersuchungen zufolge könnte der Beitrag des Klimaschutzes zum Wachstum bis 2030 bei 1,1 bis 2,5 Prozent liegen. Der Durchschnitt aller Studien geht bis 2030 von ungefähr 275.000 Arbeitsplätzen durch den Klimaschutz aus. Im konservativsten Szenario könnten es 30.000 Arbeitsplätze sein, im Idealfall sogar 1,2 Millionen neue Jobs.
Der Klimaschutz könnte sich den Studien zufolge in den verschiedenen Branchen unterschiedlich auf die Arbeitsplätze auswirken. Laut Analyse der GWS könnten die Bauwirtschaft und die Elektroindustrie am stärksten von dieser Entwicklung profitieren, doch würden auch im Handel und im Dienstleistungssektor viele neue Arbeitsplätze entstehen. In der fossilen Energiewirtschaft und in der von Benzin- und Diesel-Pkw abhängigen Automobilbranche würden hingegen die Beschäftigtenzahlen sinken. Allerdings wäre der Rückgang der Zahl der Arbeitskräfte in diesen Branchen nicht so drastisch, dass es zu einer negativen Gesamtbilanz käme.

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Investitionen in ökologische Umgestaltung und ESG-Standards als Treiber für die Schaffung von Arbeitsplätzen
Der Global Insights Report „The Greening World of Work“ der ManpowerGroup von 2023 belegt, dass für mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen die ökologische Umgestaltung und die ESG-Standards der größte Motor für die Schaffung von Arbeitsplätzen bis 2030 sein könnten. Die ESG-Standards betreffen die Umwelt, soziale Aspekte und die Führung von Arbeitskräften.
Weltweit könnten durch die ESG-Standards und die ökologische Umgestaltung bis 2030 bis zu 30 Millionen grüne Arbeitsplätze entstehen.
Arbeitgeber betrachten den Mangel an qualifizierten Bewerbern in der ganzen Welt als ein Haupthindernis bei der Erreichung der Nachhaltigkeits- und Klimaziele. Um Arbeitsplätze zu schaffen und die Ziele zu erreichen, kommt es auf eine Verbesserung der Qualifikationen an. Der weltweite Fachkräftemangel wirkt sich daher negativ auf das Klima aus. Auch in Deutschland macht sich dieser Fachkräftemangel bemerkbar, wenn es darum geht, die Energiewende voranzubringen.
Neue Arbeitsplätze für Fachkräfte mit Green Skills
Auf dem deutschen Arbeitsmarkt ergeben sich branchenübergreifend neue Perspektiven für Fachkräfte mit Green Skills aufgrund der angestrebten Energiewende. Die Befragung der ManpowerGroup von 2023 ergab, dass Fachkräfte im Energie- und Versorgungssektor die besten Einstellungschancen haben. In diesem Sektor suchten 2023 ungefähr 30 Prozent der Unternehmen neue Mitarbeiter. Arbeitskräfte mit Green Skills werden jedoch auch im Bereich der Rohstoffe sowie im Finanz- und Energiesektor benötigt.

Neue Arbeitsplätze für Fachkräfte mit Green Skills | Foto: ©Vadim Pastuh #583945378 – stock.adobe.com
Anstieg der Beschäftigungszahlen im Umweltschutz
Das Umweltbundesamt hat 2021 die Beschäftigungszahlen im Umweltschutz in Deutschland analysiert. In Deutschland waren 2021 ungefähr 3,2 Millionen Menschen im Umweltschutz beschäftigt. Das ist ein Anteil von 7,1 Prozent an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen. Der Umweltschutz ist daher ein wichtiger Faktor für den gesamten Arbeitsmarkt.
Im Zeitverlauf ist der Anteil der Beschäftigten im Umweltschutz gemessen an der Gesamtbeschäftigung deutlich gestiegen.
Einen maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hat die Zunahme der umweltschutzorientierten Dienstleistungen seit 2010. Auch die steigende Nachfrage nach Umweltgütern führt seit 2010 zu einem Anstieg der Beschäftigtenzahlen im Umweltsektor. Eine Steigerung der Beschäftigungszahlen wurde auch im Bereich der Erneuerbaren Energien und der energetischen Gebäudesanierung erreicht.
Im Jahr 2021 waren 56,7 Prozent der Beschäftigten im Umweltschutz im Bereich umweltorientierte Dienstleistungen tätig. Insgesamt 1,8 Millionen Beschäftigte erbrachten umweltorientierte Dienstleistungen, beispielsweise in Umweltschutzbehörden, Planungsbüros, in der Umweltbildung oder im Handel mit Umweltprodukten. Umweltorientierte Dienstleistungen waren auf alle Wirtschaftszweige verteilt.
Die meisten Beschäftigten im Bereich der Umweltschutzdienstleistungen waren 2021 in den folgenden Wirtschaftsbereichen beschäftigt:
- Unternehmensdienstleister mit 357.400 Beschäftigten
- Handel und Kfz-Handwerk mit 273.300 Beschäftigten
- Entsorgung mit 235.600 Beschäftigten
- Energie- und Wasserversorgung mit 151.300 Beschäftigten
- Baugewerbe mit 110.400 Beschäftigten
Die Nachfrage nach Umweltschutzgütern wie Abfallbeseitigung, Lärmbekämpfung, Gewässerschutz oder Luftreinhaltung schafft neue Arbeitsplätze und sorgt für eine stabile Beschäftigung. Voraussetzung dafür ist, dass Unternehmen und die öffentliche Hand in den Umweltschutz investieren. Im Jahr 2021 waren 451.000 Personen im Bereich der Umweltschutzgüter tätig. In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich stark vergrößert.