
Gender Mainstreaming im Umweltschutz | Foto: ©thingamajiggs #83694636 – stock.adobe.com
Auch beim Umweltschutz gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Das betrifft die Wirkung von Schadstoffen im Körper, aber auch die Art der Mobilität im Alltag. Bereits seit 2002 integriert das Umweltbundesamt Gender Mainstreaming in seine Arbeit. Um Umweltforschung, Öffentlichkeitsarbeit und Politik effektiver und zielgruppenspezifischer zu machen, ist es wichtig, die Unterschiede zu berücksichtigen. Geschlechtsspezifische Rollen wirken sich auch auf den Energieverbrauch in den Industrieländern aus.
Rechtlicher Hintergrund zum Gender Mainstreaming
Gender Mainstreaming (GM) wurde bereits 1995 auf der 4. Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen in der Pekinger Erklärung und Aktionsplattform verankert. Das Ziel ist die Integration von Gleichstellungsaspekten in allen Bereichen. Geschlechteraspekte müssen immer berücksichtigt werden, um eine tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter auch im Umweltschutz zu gewährleisten.
Gender Mainstreaming wurde mit dem Vertrag von Amsterdam 1997 auch in das Europarecht aufgenommen. Es wurde 2008 in den Vertrag von Lissabon überführt. Seit einem Kabinettsbeschluss von 1999 ist Gender Mainstreaming in Deutschland ein wichtiges Leitprinzip. Es ist seit 2001 im Bundesgleichstellungsgesetz gesetzlich verankert.
Gender Mainstreaming ist für die Bundesverwaltung und Ressortforschungseinrichtungen des Bundes verpflichtend.
Gender Mainstreaming im Umweltschutz ist auch in verschiedenen internationalen Umweltabkommen der Vereinten Nationen verankert. Ein Gender Action Plan gehört zur Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. Weitere Übereinkommen, für die es einen Gender Action Plan gibt, sind die Biodiversitätskonvention, die Wüstenkonvention, die Stockholm Konvention und die Baseler Konvention.

Gender Mainstreaming (GM) wurde bereits 1995 auf der 4. Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen in der Pekinger Erklärung und Aktionsplattform verankert | Foto: ©Road Red Runner #457013561 – stock.adobe.com
Frauen als vulnerable Gruppe
Frauen werden in der Minamata-Konvention zur Eindämmung von Quecksilber und in der Ramsar-Konvention zum Schutz von Lebensräumen von Wasser- und Wattvögeln als vulnerable Gruppen betrachtet. Es kommt auf eine Geschlechtergleichstellung an. Frauen und Mädchen sollen zur Selbstbestimmung befähigt werden.
Das betrifft auch die internationalen Nachhaltigkeitsziele in der Agenda 2030.
Ziel des Gender Mainstreaming im Umweltschutz
Gender Mainstreaming im Umweltschutz bedeutet, bei allen Tätigkeiten im Umweltschutz darauf hinzuwirken, die Gleichstellung von Frauen und Männern zu fördern und Ungleichheiten zu beseitigen. Die Kategorie Geschlecht muss in Ziele, Strukturen und Prozesse von Organisationen integriert werden. Geschlechteraspekte und Geschlechterverhältnisse müssen bei allen Prozessen wie Planung und Evaluation von politischen Maßnahmen berücksichtigt werden. Entscheidungen sollten immer im Hinblick auf die Auswirkungen auf die unterschiedlichen Lebenssituationen der Geschlechter getroffen werden. Es gilt, bestehende Differenzen zwischen den Geschlechtern zu erkennen und einzubeziehen.

Gender Mainstreaming im Umweltschutz bedeutet, bei allen Tätigkeiten im Umweltschutz darauf hinzuwirken, die Gleichstellung von Frauen und Männern zu fördern und Ungleichheiten zu beseitigen | Foto: ©Robert Kneschke #543394160 – stock.adobe.com
Bedeutung von Gender Mainstreaming für den Umweltschutz
Um die Umweltforschung und Politikberatung effektiver und zielgruppenspezifischer zu machen, muss Gender Mainstreaming beachtet werden. Es hilft, mehr Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen. Eine Perspektivenerweiterung ist mit der Einbeziehung des biologischen Geschlechts (Sex) und des sozialen Geschlechts (Gender) möglich.
Mit dem Gender Mainstreaming im Umweltschutz rücken Aspekte näher ins Blickfeld, die ansonsten unsichtbar geblieben wären. Bei den biologischen Geschlechtern bestehen Unterschiede im Körperbau, im Hormonsystem und im Stoffwechsel. Sie beeinflussen die Wirkung von toxischen Stoffen.
Bei Expositionsfragen sind auch das soziale Geschlecht und das Verhalten zu berücksichtigen. Männer und Frauen können verschiedenen Chemikalien wie Reinigungs- oder Holzschutzmitteln in unterschiedlichen Dosierungen und unterschiedlich lange ausgesetzt sein. Männer und Frauen bauen solche Substanzen unterschiedlich ab. Frauen können zum Beispiel durch Stillen oder durch Menstruationsblut Schadstoffe aus dem Körper abgeben.
Unterschiedliche Umwelteinstellungen bei Männern und Frauen
Gender Mainstreaming spielt im Umweltschutz eine wichtige Rolle, da Männer und Frauen unterschiedliche Umwelteinstellungen haben. Eine Umweltbewusstseinsstudie des Umweltbundesamtes, die über mehrere Jahrzehnte angelegt war, zeigte, dass Frauen aus allen Milieus im Schnitt umweltbewusster als Männer sind. Frauen räumen dem Umweltschutz und dem sozial-ökologischen Wandel einen höheren Stellenwert ein.
Von den befragten Frauen sprachen sich 90 Prozent dafür aus, dass staatliche Beihilfen ausschließlich für klima- und umweltgerechte landwirtschaftliche Methoden gewährt werden sollten. Bei den befragten Männern waren es nur 82 Prozent, die sich dafür aussprachen.
Frauen zeigen eine höhere Achtsamkeit beim Umweltschutz, die beim Umwelt- und Konsumverhalten nachweisbar ist.
Frauen leisten einen höheren Beitrag zur Abfallvermeidung als Männer, indem sie häufiger unverpackte Lebensmittel kaufen. In Paarhaushalten finden sich Frauen häufiger in der klassischen Rollenverteilung wieder, wenn es um Lebensmitteleinkauf und Recycling geht.
Beim Pro-Kopf-Gesamtenergieverbrauch zeigt sich, dass die wenigste Energie von Frauen, weniger wohlhabenden und in Ostdeutschland lebenden Personen verbraucht wird.
Gender Mainstreaming in der Umwelt- und umweltbezogenen Gesundheitsforschung
Die 5. Umweltstudie zur Gesundheit ist ein Projektbeispiel, dass es toxikologische Geschlechteraspekte gibt. Die Studie ergab, dass Jungen im Alter von 3 bis 14 Jahren höher mit Quecksilber, Arsen, Blei und polychlorierten Biphenylen belastet sind als Mädchen im gleichen Alter.
In der Umwelt- und Gesundheitsforschung ist Gender Mainstreaming relevant, um die Umweltpolitik entsprechend der unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen von Männern und Frauen zu gestalten. So können ein höherer Wirkungsgrad und ein Mehrwert erzielt werden. Wird die Umweltpolitik auf alle Geschlechter ausgeweitet, werden realitätsnähere Problemsichten und lösungsorientierte Herangehensweisen geschaffen. Das trägt zu mehr Umweltgerechtigkeit bei.