
Möglichkeiten zur Wiederbelebung städtischer Brachflächen | Foto: ©Nicholas J. Klein #626694395 – stock.adobe.com
Das Wachstum der Städte führt zu einer zunehmenden Flächenversiegelung, die sich negativ auf das Klima auswirkt und den Lebensraum von Pflanzen und Tieren einschränkt. In den Städten gibt es jedoch auch leerstehende Gebäude und brachliegendes Terrain. Solche Flächen haben ein hohes Nutzungspotenzial und können revitalisiert werden. Nach Jahren der Inaktivität kann die Wiederbelebung brachliegender Flächen hohe Kosten verursachen. Die Revitalisierung hat jedoch Vorteile für Umwelt, Klima und lokale Gemeinschaften. Die Brachflächen können in städtische Grünflächen umgewandelt werden, doch bestehen noch weitere Möglichkeiten für die Wiederbelebung.
Flächenpotenzial von Brachflächen
Das Wachstum von Städten, die Ansiedlung von Gewerbegebieten und Einkaufszentren, aber auch die Errichtung von Einfamilienhaussiedlungen auf der grünen Wiese beanspruchen immer neue Flächen. Der Strukturwandel führt jedoch auch zu einem zunehmenden Bestand an Brachflächen in den Städten. Solche Brachflächen bieten ein Flächenpotenzial für neue Nutzer. Aufgrund der früheren Nutzung sind sie zumeist infrastrukturell gut erschlossen.
Brachflächen sind Grundstücke, die nicht oder nicht entsprechend ihrem Potenzial genutzt werden.
Häufig handelt es sich um aufgegebene Betriebsgrundstücke oder von Unternehmen nicht mehr benötigte Betriebsflächen. Die Ursachen für die Entstehung von Brachflächen sind häufig Betriebsschließungen und wirtschaftlicher Strukturwandel. Flächenrecycling ist Voraussetzung, damit solche Brachflächen genutzt werden können.

Brachflächen sind Grundstücke, die nicht oder nicht entsprechend ihrem Potenzial genutzt werden | Foto: ©Nicholas J. Klein #690442342 – stock.adobe.com
Flächenrecycling als komplexer Prozess
Flächenrecycling ist der Prozess der Wiederherrichtung von Flächen für eine neue Nutzung, nachdem die alte Nutzung beendet ist. Der Ingenieurtechnische Verband für Altlastenmanagement und Flächenrecycling e.V. definiert Flächenrecycling mit der nutzungsbezogenen Wiedereingliederung von Flächen, die ihre bisherige Nutzung und Funktion verloren haben, in den Wirtschafts- und Naturkreislauf. Flächenrecycling kann mit planerischen, umwelttechnischen und wirtschaftspolitischen Maßnahmen erfolgen.
Beim Flächenrecycling wirken viele Akteure mit, zu denen Anwohner, Flächeneigentümer, Politiker, Investoren sowie Stadt- und Raumplaner gehören. Eine Herausforderung besteht darin, dass häufig mehrere Ämter für das Flächenrecycling zuständig sind. Oft wirken verschiedene Rechte wie Umweltrecht, Bauplanungs- und Raumplanungsrecht zusammen.
Die Bereitschaft zum Flächenrecycling wird häufig durch die bestehende Bebauung, Altlasten, alte Versorgungsleitungen und alte Fundamente gebremst. Rechts- und Planungsunsicherheiten, aber auch Abriss- und Rückbauerfordernisse sowie mögliche Sanierungsverpflichtungen stellen Hindernisse beim Flächenrecycling dar.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung weist im Zusammenhang mit dem Flächenrecycling auf mögliche Folgen der Ausgangslage hin.
Die Möglichkeiten für die Nutzung werden nicht immer voll ausgeschöpft, was oft an ungünstigen Grundstücksschnitten liegt. Die Bedingungen vor Ort, aber auch die Zielsetzungen für die Stadt- und Quartiersentwicklung müssen berücksichtigt werden.

Flächenrecycling ist der Prozess der Wiederherrichtung von Flächen für eine neue Nutzung, nachdem die alte Nutzung beendet ist | Foto: ©Robert #642369677 – stock.adobe.com
Städtebauliche Strategie der Innenentwicklung
Städtische Brachflächen können auch durch die Innenentwicklung wiederbelebt werden. Diese städtebauliche Strategie sieht eine weitgehende Nutzung innerörtlicher, bereits erschlossener Flächen vor, um den künftigen Flächenbedarf zu decken. So werden Flächen im Außenbereich der Städte weitgehend geschont. Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie weist Flächenrecycling und verstärkte Innenentwicklung als Kernelemente der Flächeninanspruchnahme aus.
Das Gesetz zur Stärkung der Innenentwicklung in den Städten und Gemeinden und weiteren Fortentwicklung des Städtebaurechts schreibt vor, dass die städtebauliche Entwicklung hauptsächlich durch Innenentwicklung erfolgen soll. Planungsträger müssen die Möglichkeiten zur Innenentwicklung ermitteln, bevor landwirtschaftliche Flächen oder Wälder in städtebauliche Flächen umgewandelt werden.
Vorteile der Wiederbelebung von Brachflächen
Die Wiederbelebung von Brachflächen bietet verschiedene Vorteile:
- Verringerung der Belastung der Regenwasser- und Verkehrsinfrastruktur
- Senkung der Emissionen, die mit der Flächenversiegelung und der Verkehrsinfrastruktur verbunden sind
- Kostensenkung für den Bau der Infrastruktur
Industriebrachen sind häufig stark mit Lösungsmitteln und anderen Chemikalien belastet. Die Exposition gegenüber solchen Schadstoffen beinhaltet schwerwiegende gesundheitliche Risiken für die Menschen. Eine Umweltsanierung solcher Brachflächen kann die Umwelt solcher Gebiete und die öffentliche Gesundheit deutlich verbessern.
Durch die Erneuerung von Brachflächen wird die Notwendigkeit zur Errichtung neuer Gebäude auf Grünflächen reduziert. Höhere Entwicklungs- und Infrastrukturkosten werden vermieden, da auf bereits bestehende dicht besiedelte Standorte zurückgegriffen wird. Die Vegetationsvielfalt im Boden bleibt erhalten, da der Bau auf Grünflächen vermieden wird. Klimatische Folgen werden damit vermieden.
Die Sanierung von Brachflächen kann zur Ansiedlung von Unternehmen führen und Arbeitsplätze schaffen. Die wirtschaftlichen Bedingungen eines Standorts werden damit verbessert. Wohnortnahe Arbeitsplätze können entstehen und mehr Sicherheit für einkommensschwächere Menschen bieten.

Durch die Erneuerung von Brachflächen wird die Notwendigkeit zur Errichtung neuer Gebäude auf Grünflächen reduziert | Foto: ©aapsky #1527544112 – stock.adobe.com
Einteilung von Brachflächen abhängig von den Möglichkeiten zur Wiederbelebung
Ob sich Flächenrecycling lohnt, hängt vom örtlichen Immobilienmarkt und von den Erlösen ab, die aufgrund der Bodenpreise erzielt werden können. Die Brachflächen werden folgendermaßen eingeteilt:
- Selbstläufer sind Standorte, bei denen die Erträge durch Flächenrecycling deutlich höher als die Kosten für die Baureifmachung sind. Diese Flächen liegen nicht lange brach, da sie für private Investoren auch ohne Fördermittel attraktiv sind.
- Flächen mit Entwicklungspotenzial sind Standorte, bei denen Risiken bestehen und die Rentabilität daher nicht sicher ist. Prozesse müssen beschleunigt und Kosten verteilt werden, um eine fehlende Erschließung nachzureichen.
- Reserveflächen sind Standorte, bei denen das Flächenrecycling deutlich geringere Erträge bringt als Kosten für die Baureifmachung anfallen. Nur mit erheblichen öffentlichen Subventionen können solche Flächen entwickelt werden.
Aktivierungs- und Managementstrategien für Brachflächen sind von der Klassifizierung dieser Flächen abhängig.
Ökologische Maßnahmen für die Wiederbelebung städtischer Brachflächen
Ein Sanierungsplan gibt zu Beginn des Flächenrecyclingprozesses vor, welche Form der Altlastenbefreiung sich für die jeweilige Fläche am besten eignet. Eine allgemeine Baugrundverbesserung ist möglich, wenn der Boden ausgetauscht oder mit speziellen Bindemitteln verfestigt wird. Das Gefährdungspotenzial muss analysiert werden, bevor ein Flächenrecycling erfolgen kann. Die Brachfläche muss gründlich inspiziert werden.

Ein Sanierungsplan gibt zu Beginn des Flächenrecyclingprozesses vor, welche Form der Altlastenbefreiung sich für die jeweilige Fläche am besten eignet | Foto: ©Robert Kneschke #428113903 – stock.adobe.com
Klimafreundliche Revitalisierung von Brachflächen
Die Sanierung von Industriebrachen kann Städten helfen, ihre Klimaschutzziele zu erreichen. Die Emission von Treibhausgasen kann deutlich reduziert werden. Zur Berücksichtigung des Klimawandels müssen bei solchen Projekten die Auswirkungen auf den Standort und dessen Umgebung untersucht werden. Solche Faktoren sind:
- Anstieg des Meeresspiegels, der eine langfristige Eignung der Fläche beeinträchtigen kann
- Auswirkungen des Temperaturanstiegs auf die Toxizität von Altlasten
- verschlechterte klimatische Bedingungen, die sich auf die Vegetation am Standort auswirken können
Bereits in der Anfangsphase der Planungsarbeiten können Risikobewertungen und Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt werden, bei denen historische und prognostizierte klimabedingte Auswirkungen zu beachten sind.
Enthält eine Brachfläche Immobilien, muss überlegt werden, ob sie saniert oder abgerissen werden müssen.
Ein Abriss verursacht höhere Treibhausgasemissionen als eine Erschließung einer leeren Industriebrache oder eine Nachrüstung einer bestehenden Industriebrache. Ein Rückbau ist emissionsärmer und umweltfreundlicher als ein Abriss. Gebäudekomponenten werden bei einem Rückbau Stück für Stück auseinandergenommen. Materialien können wiederverwertet werden. Der Bedarf an Rohstoffen für den Bau neuer Gebäude wird verringert, da nicht alle Gebäudeteile auf Mülldeponien gelangen.
Die Sanierung von Brachflächen ist ein zeitintensiver Prozess. Bevor ein Gelände gereinigt und saniert wird, kann eine Zwischennutzung dem fortschreitenden Verfall entgegenwirken. Für die Zwischennutzung bestehen mehrere Möglichkeiten:
- Nutzung des Geländes für öffentliche Veranstaltungen
- Anlage von Gemeinschaftsgärten
- Errichtung von Bauernmärkten
- Einrichtung temporärer Parks
Bei der Wiederbelebung von Brachflächen sollte eine grüne Infrastruktur berücksichtigt werden, um Emissionen zu reduzieren und ein neues Bauwerk widerstandsfähiger zu machen. Möglichkeiten dafür sind städtische Baumkronen, Dachbegrünung, Umleitung von Fallrohren, Regenwassersammlung, durchlässige Bürgersteige und Einbeziehung von Energieeffizienzmethoden.