
Energieverbrauch und Energieeffizienz in Deutschland | Foto: ©Jana Schönknecht #32941678 – stock.adobe.com
Eine zentrale Säule zur Bewältigung der Energiewende ist die Reduzierung des Energieverbrauchs. Der Bedarf an Energie wird durch jede Kilowattstunde reduziert, die nicht verbraucht wird. Die Senkung des Energieverbrauchs ist ein wichtiger Beitrag, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Das Umweltbundesamt informiert über den Energieverbrauch und die Energieeffizienz in Deutschland von 1990 bis 2023. Um Energieeinsparziele gesetzlich festzulegen, verabschiedete die Bundesregierung 2023 das Energieeffizienzgesetz. Im Jahr 2022 war der Energieverbrauch in Deutschland auf dem zweitniedrigsten Niveau seit 1990.
Energieeinsparung als wichtiger Faktor für den Klimaschutz
Eine wichtige Voraussetzung für einen effektiven Klimaschutz ist die Senkung des Energieverbrauchs. Dabei geht es nicht nur um den Verbrauch von Strom, sondern auch von Wärme und Kraftstoffen. Energieeinsparung ist möglich, wenn die gewünschte Leistung mit weniger Endenergie erreicht wird. Als Endenergie wird die Energie in einer Volkswirtschaft bezeichnet, die von Industrie, Dienstleistungen, Gewerbe und Haushalten genutzt wird.
Um Energie einzusparen, muss auch hinterfragt werden, wie viel Energie tatsächlich benötigt wird.
Die Bundesregierung verabschiedete 2023 das Energieeffizienzgesetz, um einen gesetzlichen Rahmen für Effizienzsteigerungen und Energieeinsparung in Deutschland zu schaffen. Energiesparziele wurden damit gesetzlich festgelegt. Seit 2008 stagniert der Endenergieverbrauch in Deutschland. Er ist seit 2020 minimal gesunken.

Eine wichtige Voraussetzung für einen effektiven Klimaschutz ist die Senkung des Energieverbrauchs | Foto: ©moquai86 #178136173 – stock.adobe.com
Entwicklung des Endenergieverbrauchs und der Energieeffizienz in Deutschland von 1990 bis 2023
Im Jahr 2023 ist der Energieverbrauch in Deutschland zum zweiten Mal in Folge auf dem niedrigsten Niveau seit 15 Jahren. Von 1990 bis 2018 sank der Energieverbrauch nur leicht oder stagnierte. Der gesamte Energieverbrauch ging erst seit 2019 spürbar zurück. Gründe dafür sind die Maßnahmen, die aufgrund der Corona-Pandemie und der Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs getroffen wurden.
Der Energieverbrauch sank 2023 gegenüber 2008 um 12,5 Prozent.
Damit war er auf dem niedrigsten Niveau seit 15 Jahren. Der Endenergieverbrauch konnte sich damit gemäß Energieeffizienzgesetz dem Zielpfad annähern. Das Energieeffizienzgesetz sieht in Paragraf 4 Absatz 1 eine Minderung des Energieverbrauchs bis 2030 auf 1.867 Terawattstunden vor. Bis 2045 soll der Endenergieverbrauch gegenüber dem Wert von 2008 um 45 Prozent auf 1.400 Terawattstunden sinken. Der Energieverbrauch wurde im Jahr 2023 gegenüber 2022 um 4,3 Prozent reduziert. Nach dem Corona-Einbruch und dem anschließenden Wiederanstieg sank der Energieverbrauch zum zweiten Mal in Folge. Da der Endenergieverbrauch 2023 noch um mehr als sieben Prozent über dem Zielpfad lag, besteht weiterhin Handlungsbedarf.
Allgemeine Entwicklung und Einflussfaktoren auf den Energieverbrauch
In Deutschland ist der Endenergieverbrauch seit Beginn der 1990er Jahre nur leicht gesunken. Auch wenn die Energie immer effizienter genutzt und teilweise eingespart wird, verhindern Wirtschaftswachstum und Konsumsteigerungen einen deutlichen Rückgang des absoluten Endenergieverbrauchs. Die Witterung wirkt sich auf den Bedarf an Wärmeenergie aus und kann die Verbrauchsentwicklung innerhalb eines kurzen Zeitraums beeinflussen.
Ein Sondereffekt entstand im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie. Der Energieverbrauch erreichte den bislang niedrigsten Wert seit 1990. Der Verbrauch stieg 2021 aufgrund der wirtschaftlichen Erholung wieder an. Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine reduzierte sich der Endenergieverbrauch in zwei Jahren in Folge. Im Jahr 2023 erreichte der Energieverbrauch seinen historischen Tiefstand seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten.

In Deutschland ist der Endenergieverbrauch seit Beginn der 1990er Jahre nur leicht gesunken | Foto: ©Gina Sanders #82966655 – stock.adobe.com
Endenergieverbrauch in Deutschland nach Sektoren
Der Endenergieverbrauch in der Industrie ist in den letzten drei Jahrzehnten in Deutschland ungefähr konstant geblieben, mit Ausnahme der Konjunktureinbrüche in den Jahren 2009, 2020 und 2022/23. Das Wirtschaftswachstum kompensierte Fortschritte bei der Energieeffizienz. In der Industrie wurden ungefähr zwei Drittel des Energieverbrauchs für Prozesswärme benötigt. Ein Viertel des Verbrauchs in der Industrie stellt die mechanische Energie dar, die unter anderem für Motoren und Maschinen benötigt wird. Raumwärme macht nur einen geringen Anteil des Energieverbrauchs in der Industrie aus.
Im Verkehrssektor war der Kraftstoffverbrauch über lange Zeit weitgehend unverändert. Er erreichte im Jahr 2018 seinen Höchstwert. Verkehrseinschränkungen aufgrund der Corona-Krise führten dazu, dass der Kraftstoffverbrauch im Jahr 2020 seinen niedrigsten Wert seit 1990 erreichte. Der Energieverbrauch lag auch im Jahr 2021 noch auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau. Er stieg 2022 wieder leicht an. Ein leichter Rückgang des Verbrauchs war 2023 aufgrund des geringeren Energieverbrauchs im Straßenverkehr zu verzeichnen. In der Luftfahrt stieg der Energieverbrauch innerhalb eines Jahres leicht an. Der Energieverbrauch im gesamten Verkehrssektor lag 2023 deutlich unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Mehr als 90 Prozent der Kraftstoffe im Verkehrssektor bestanden aus Mineralöl. Strom und Biokraftstoffe spielen noch eine untergeordnete Rolle. Fast die gesamte Energie im Verkehrssektor wird zur Erzeugung mechanischer Energie genutzt. Bei Verbrennungsmotoren wird im Schnitt weniger als die Hälfte für den Antrieb umgewandelt, da ein großer Teil als Abwärme verloren geht. Der Anteil an Strom beim Endenergieverbrauch im Verkehrssektor macht nur etwas mehr als 2 Prozent aus. In den letzten Jahren stieg der Anteil jedoch.
In den Sektoren Gewerbe, Handel und Dienstleistungen ging der Endenergieverbrauch in den letzten Jahren deutlich zurück.
Gegenüber dem Jahr 2008 ist er im Jahr 2023 um ungefähr 25 Prozent zurückgegangen. Er hängt stark von der Witterung ab, da Raumwärme fast die Hälfte des Energieverbrauchs in diesen Sektoren ausmacht. Viele Gebäude im Gewerbe, Handel und Dienstleistungssektor wurden in den letzten Jahren energetisch ertüchtigt und gedämmt. Der absolute Bedarf an Raumwärme ging daher deutlich zurück. Der relative Stromanteil war in Gewerbe, Handel und Dienstleistungssektor von allen Energiesektoren am höchsten. Strom wird für mechanische Energie, Beleuchtung sowie Informations- und Kommunikationstechnik genutzt. In den letzten Jahren führte die Umstellung auf sparsame LED-Beleuchtung zu Energieeinsparungen.
In den privaten Haushalten macht Raumwärme ungefähr 70 Prozent des Endenergieverbrauchs aus. Die zu beheizende Wohnfläche hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen, doch viele Wohngebäude wurden gedämmt. Die Witterung des jeweiligen Jahres beeinflusst stark den Energieverbrauch in Privathaushalten in einem Jahr. Der Endenergieverbrauch in den privaten Haushalten schwankt daher stark. Seit 2014 ist ein Aufwärtstrend beim Verbrauch an Endenergie in privaten Haushalten zu verzeichnen.
Den höchsten Anteil beim Endenergieverbrauch in den privaten Haushalten machten Erdgas und Heizöl aus. Erneuerbare Wärme wird immer stärker genutzt. Fernwärme aus fossilen und erneuerbaren Energieträgern gewinnt immer mehr an Bedeutung.
Steigender Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch
Erneuerbare Energien decken in Deutschland einen immer größeren Anteil des Bruttoendenergieverbrauchs. Im Bruttoendenergieverbrauch sind anders als im Endenergieverbrauch neben dem Endenergieverbrauch der Letztverbraucher auch die Eigenverbräuche der Energieerzeuger und die Leitungsverluste enthalten.
Deutschland hat sich im Nationalen Energie- und Klimaplan verpflichtet, bis zum Jahr 2030 den Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch auf 41 Prozent zu steigern. Nationale Energie- und Klimapläne wurden auch von den anderen EU-Mitgliedsstaaten verfasst. Sie beschreiben unterschiedliche Beiträge, um die Klimaziele und Ziele bei den erneuerbaren Energien zu erreichen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss in Deutschland in den kommenden Jahren deutlich beschleunigt werden. Weitere wichtige Beiträge, um die deutschen Ziele zu erreichen, sind die Elektrifizierung der Wärmeversorgung durch Wärmepumpen und die Förderung der E-Mobilität.

Erneuerbare Energien decken in Deutschland einen immer größeren Anteil des Bruttoendenergieverbrauchs | Foto: ©Markus Mainka #1179259823 – stock.adobe.com
Steigende Energieeffizienz in den vergangenen Jahren
Das steigende Bruttoinlandsprodukt und der sinkende Energieverbrauch seit 2019 führten zu einem deutlichen Anstieg der Energieproduktivität in den Jahren 2022 und 2023. Die Energieproduktivität ist das ökonomische Maß für die Energieeffizienz. Im Vergleich zu 2008 stieg die Energieproduktivität im Jahr 2023 um 31,8 Prozent an. Gegenüber dem Vorjahr war ein Anstieg um 4,1 Prozent zu verzeichnen. Das Bruttoinlandsprodukt ist trotz der absoluten Minderung des Endenergieverbrauchs gestiegen.
Energieeffizienz und Stromverbrauch
Im Vergleich zu 1990 hat sich der absolute Stromverbrauch in Deutschland kaum verändert, trotzdem das Bruttoinlandsprodukt in dieser Zeit um mehr als 50 Prozent gestiegen ist. Die Stromproduktivität der Gesamtwirtschaft stieg dadurch um 56,5 Prozent. Seit 2020 ist die Stromproduktivität mit 11,1 Prozent stark angestiegen. Ein Grund dafür ist das schwierige wirtschaftliche Umfeld mit hohen Energiepreisen. Die Nachfrage nach Elektrizität und das Bruttoinlandsprodukt stiegen in dieser Zeit nur moderat an.
Als Trendumkehr kann die Entwicklung in den letzten Jahren noch nicht bezeichnet werden.
Dennoch ging die Entwicklung des Energieverbrauchs in die richtige Richtung. Die Vorteile der Energieeffizienz werden oft unterschätzt. Gäbe es keine Steigerung der Energieeffizienz, hätte sich der Stromverbrauch im Jahr 2023 gegenüber 2008 um ein Drittel erhöht. Der Anteil der erneuerbaren Energien würde nur 39,2 Prozent statt real 52,6 Prozent ausmachen. Energieeffizienz ist wichtig, um den Verbrauch zu reduzieren und den Weg für erneuerbare Energien zu ebnen.
Weitere Maßnahmen zur Energieeinsparung notwendig
Nachdem der Energieverbrauch über viele Jahre stagnierte, sind in den letzten Jahren erstmals größere Minderungen zu verzeichnen. Die Ursachen für diese Entwicklung sind je nach Sektor unterschiedlich. Die Corona-Pandemie und die gestiegenen Energiepreise aufgrund des Ukraine-Kriegs führten zu Sondereffekten, die sich nicht nur auf den Energiemarkt beschränkten. In den beiden Krisen reagierte die Politik mit neuen Instrumenten und Maßnahmen. Einerseits kam es in allen Sektoren zu verhaltensbedingten Energieeinsparungen, andererseits wurde die Steigerung der Energieeffizienz vorangetrieben. Die Maßnahmen zur Energieeinsparung und Energieeffizienz in den Unternehmen und privaten Haushalten führten dazu, dass weniger klimaschädliche Energieträger wie Kohle und Öl für die Wärmeerzeugung genutzt wurden und die Abhängigkeit von Energieimporten geringer war.
Tragende Säulen zur Minderung des Energieverbrauchs sind die Steigerung der Energieeffizienz und verhaltensbedingte Energieeinsparungen. Um das Ziel zu erreichen, müssen die Maßnahmen zu mehr Energieeffizienz und zur Verringerung des Energieverbrauchs konsequent fortgeführt und auf alle Sektoren ausgedehnt werden.