
Emissionen von Flammschutzmitteln aus Bauprodukten und Konsumgütern | Foto: ©Ilshat #250192116 – stock.adobe.com
Flammschutzmittel werden auch als Brandhemmer bezeichnet und sollen die Entflammbarkeit von Materialien oder Gegenständen verringern und die Brandgefahr reduzieren. Verschiedene dieser Flammschutzmittel sind jedoch schädlich für Umwelt und Mensch, da sie zu erheblichen Schäden bei Menschen, Tieren und Pflanzen führen können. Sie enthalten mitunter hochgiftige Chemikalien. Sind solche Flammschutzmittel in Bauprodukten oder Konsumgütern enthalten, kann es zu einer Emission kommen.
Die Flammschutzmittel gelangen in die Umwelt und in die Raumluft, wo sie sich negativ auf die Gesundheit auswirken können.
Einsatzmöglichkeiten von Flammschutzmitteln
Flammschutzmittel werden in Bauprodukten, Elektroartikeln und bei der Herstellung von Konsumgütern auf vielfältige Weise eingesetzt. Es handelt sich um organische oder anorganische Chemikalien. Abhängig vom spezifischen Produkt, dessen Verwendungszweck und Materialzusammensetzung kann das entsprechende Flammschutzmittel gewählt werden.
Häufig bestehen solche Brandhemmer aus bromierten, halogenhaltigen, halogenfreien oder phosphororganischen Verbindungen.
Mitunter werden auch Chlorparaffine als Flammschutzmittel verwendet. Anorganische Flammschutzmittel sind beispielsweise Antimontrioxid, das als Synergist für bromierte Flammschutzmittel verwendet wird, Magnesiumdihydroxid oder Aluminiumtrihydroxid.
Flammschutzmittel werden in zahlreichen Produkten und Materialien genutzt:
- Dämmstoffe und Montageschäume
- Fußbodenbeläge
- Wandverkleidungen
- Leiterplatten
- Elektro- und Elektronikartikel
- Kabel
- Teppichrückenbeschichtungen
- Verschiedene Textilien
Auch in Polstermöbeln, Gardinen, Spielzeugen und mitunter sogar in Kleidung können Flammschutzmittel enthalten sein.

Flammschutzmittel werden in Bauprodukten, Elektroartikeln und bei der Herstellung von Konsumgütern auf vielfältige Weise eingesetzt | Foto: ©anatoliy_gleb #1006300049 – stock.adobe.com
Aktuelle Rechtslage zur Verwendung von Flammschutzmitteln
In bestimmten Produkten ist die Verwendung von Flammschutzmitteln zur Gewährleistung der Brandsicherheit gesetzlich vorgeschrieben. Die Zivilgesellschaft fordert aufgrund der gesundheitlichen Gefahren durch die Emission von Flammschutzmitteln ein Verbot von Flammschutzmitteln oder deren Reduzierung. Inzwischen wird an alternativen und umweltfreundlicheren Flammschutzmitteln gearbeitet, die weniger bedenklich für die Gesundheit sind.
Für Flammschutzmittel, die für Menschen und Umwelt stark schädlich sind, gelten bereits Totalverbote. Spezifische Einschränkungen gelten für Flammschutzmittel, die zwar schädlich, aber weniger bedenklich sind, beispielsweise bei Flammschutzmitteln in Bekleidungstextilien. Für den Einsatz bromierter Flammschutzmittel gelten bereits strenge Regulierungen. Sie dürfen aufgrund ihrer schädlichen Wirkung auf Gesundheit und Umwelt in verschiedenen Artikeln nicht mehr enthalten sein. Ein Verbot für solche bromierten Flammschutzmittel gilt für Bauteile in Elektronikgeräten.
Die Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat im Juni 2023 eine öffentliche Konsultation zu Gesundheitsrisiken erlassen, die im Zusammenhang mit polybromierten Diphenylethern in Lebensmitteln steht.

In bestimmten Produkten ist die Verwendung von Flammschutzmitteln zur Gewährleistung der Brandsicherheit gesetzlich vorgeschrieben | Foto: ©Anna #445772205 – stock.adobe.com
Problematische Auswirkungen von Flammschutzmitteln
Die positive Eigenschaft von Flammschutzmitteln besteht darin, dass sie Bränden entgegenwirken oder die Entflammbarkeit von Gegenständen und Materialien reduzieren. Flammschutzmittel haben jedoch auch einige negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit.
Eine hohe Gefahr für Gesundheit und Umwelt stellen einige halogenierte Flammschutzmittel dar, da sie sich in der Umwelt anreichern, wenn es zu einer Emission kommt. Sie belasten die Umwelt und auch die Gesundheit aufgrund ihrer hohen Persistenz.
Einigen Flammschutzmittel können korrosive oder hochgiftige Brandgase, aber auch Brandfolgeprodukte bilden, wenn sich ein Brand nicht verhindern lässt. Aus polybromierten Diphenylethern können sich im Brandfall Dioxin und Furan bilden.
Emission von Flammschutzmitteln
Das Emissionsverhalten von Flammschutzmitteln ist abhängig von der Art des Flammschutzmittels und vom Produkt, in dem es eingesetzt wird. Auch die Exposition des Produkts spielt eine Rolle. Eine Emission kann bei stark flüchtigen Flammschutzmitteln bereits unabhängig von äußeren Einflüssen erfolgen. Die Emission kann durch Abrieb bei der Benutzung eines Produkts verstärkt werden, beispielsweise bei Teppichen, Polstermöbeln und anderen Konsumgütern. Sie kann auch durch höhere Umgebungstemperaturen begünstigt werden.
Die Flammschutzmittel werden sukzessive freigesetzt und reichern sich im Laufe der Zeit in der Umgebung an. Sie können in Hausstaub, auf Oberflächen, im Blutserum des Menschen und sogar in Muttermilch nachgewiesen werden.

Das Emissionsverhalten von Flammschutzmitteln ist abhängig von der Art des Flammschutzmittels und vom Produkt, in dem es eingesetzt wird | Foto: ©Niciak #67251366 – stock.adobe.com
Nachweis der Emission von Flammschutzmitteln aus Bauprodukten und Konsumgütern
Bislang sind die Quellen von Emissionen der Flammschutzmittel noch wenig erforscht. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung hat im Jahr 2003 im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) bei Bauprodukten und Konsumgütern das Emissionsverhalten der Flammschutzmittel untersucht. Die Ergebnisse wurden in einer 188-seitigen Studie unter dem Titel „Emissionen von Flammschutzmitteln aus Bauprodukten und Konsumgütern“ zusammengefasst. Aufgrund der Daten lässt sich die Bandbreite der emittierten Mengen der verschiedenen Flammschutzmitteln abschätzen.
Die Bundesanstalt für Materialprüfung untersuchte die Produktgruppen:
- Dämmstoffe aus Kunststoffschäumen
- Montageschaum
- Polstermöbel
- Matratzen
- Computer
Sie legte den Fokus auf polybromierte Flammschutzmittel, Chlorparaffine sowie halogenierte und halogenfreie Phosphorsäureester. Die einzelnen Produkte wurden in unterschiedlich großen Prüfkammern unter Standardbedingungen untersucht. Zur Simulation der Betriebsbedingungen erfolgte die Untersuchung möglicher Emissionen im Betriebszustand oder bei erhöhter Temperatur. Die Bestimmung der Emissionen wurde mit zunehmender Schwerflüchtigkeit der Flammschutzmittel schwieriger. Die Ergebnisse der Studie reichen noch nicht für eine umfassende Darstellung des Emissionsverhaltens der Flammschutzmittel und deren Emissionsbewertungen aus.

Nachweis der Emission von Flammschutzmitteln aus Bauprodukten und Konsumgütern | Foto: ©mehmet #259970040 – stock.adobe.com
Auswirkungen der Emission von Flammschutzmitteln auf die Gesundheit
Flammschutzmittel in Bauprodukten und Konsumgütern galten noch vor einigen Jahren als gesundheitlich unbedenklich. Sie werden jedoch abhängig von ihrer Art mit unterschiedlichen gesundheitlichen Risiken in Verbindung gebracht:
Bromierte Flammschutzmittel
Bromierte Flammschutzmittel werden in zahlreichen Produkten verwendet, um sie schwer entflammbar zu machen. Diese Flammschutzmittel können sich aufgrund der Emissionen in der Umwelt anreichern und über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangen, beispielsweise durch den Verzehr von Fleisch oder Fisch. Studien zufolge können bromierte Flammschutzmittel zu zahlreichen gesundheitlichen Problemen führen, darunter:
- Beeinträchtigung des Immunsystems
- Schädigungen des Nervensystems
- Fortpflanzungs- und Entwicklungsstörungen bei Kindern
Chemische Flammschutzmittel
Zu den chemischen Flammschutzmitteln gehören verschiedene Organophosphate wie TDCPP, TCEP oder TCPP. Sie sind in zahlreichen Produkten, darunter in Konsumgütern, enthalten. Sie können den Hormonhaushalt stören und gelten als potenziell krebserregend. Die Substanzen dünsten aus den Produkten aus und gelangen in die Luft. Über die Luft und mit dem Hausstaub können sie eingeatmet werden.
Nicht nur die Flammschutzmittel selbst, sondern auch deren Abbauprodukte können die Gesundheit schädigen. Einige dieser Abbauprodukte zeigen eine hormonähnliche Wirkung.

Zu den chemischen Flammschutzmitteln gehören verschiedene Organophosphate wie TDCPP, TCEP oder TCPP. Sie sind in zahlreichen Produkten, darunter in Konsumgütern, enthalten | Foto: ©Khaligo #430006374 – stock.adobe.com
Minderung der Emission von Flammschutzmitteln
Zum Einsatz von Flammschutzmitteln und zur Minderung ihrer gefährlichen Wirkung finden verschiedene Untersuchungen statt. Forscher arbeiten daran, Substitute zu finden, die weniger schädlich für Umwelt und Gesundheit sind. Sie arbeiten auch an Maßnahmen, die eine Reduzierung oder einen Verzicht auf Flammschutzmittel ermöglichen.
Die Verwendung von Flammschutzmitteln wird seit Jahren gesetzlich geregelt. Innerhalb der EU gelten Verbote für die Herstellung und Verwendung von verschiedenen Flammschutzmitteln wie PBB, HBCD oder technischen Mischungen von PBDE.
Solche Verordnungen sind:
- Verordnung 2016/460/EU, die seit 2016 gilt und ein Verbot von HBCD beinhaltet
- POP-Verordnung ((EG) Nr. 850/2004) zur Verwertung und Beseitigung persistenter organischer Schadstoffe (POPs)
- Verordnung (EWG) Nr. 315/93 zur Kontrolle der Kontamination von Lebensmitteln und der Festlegung gemeinsamer Verfahren
Zulässige Grenzwerte für PBB, PBDE, HBCD und TBBPA liegt bislang nicht vor.
Eine wichtige Rolle zur Vermeidung von Emissionen von Flammschutzmitteln spielt auch die Kennzeichnungspflicht. Flammgeschützte Kunststoffe müssen den Zusatz FR und eine zweistellige Codenummer für das entsprechende Flammschutzmittel tragen. Die entsprechende Regelung dafür ist DIN EN ISO 1043-4- Kunststoffe – Kennbuchstaben und Kurzzeichen – Teil 4: Flammschutzmittel.
Elektrogeräte, die das Umweltzeichen Blauer Engel tragen, müssen frei von halogenhaltigen Flammschutzmitteln sein. Wer sicher sein möchte, dass auf solche Flammschutzmittel verzichtet wurde, kann beim Einkauf auf die Kennzeichnung achten oder im Fachhandel nachfragen.