
Leitfaden für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden | Foto: ©Maryna #429519932 – stock.adobe.com
In Innenräumen von Schulen stellen Luftverunreinigungen ein hygienisches Problem dar und können zu gesundheitlichen Problemen bei den Schülern führen. Die Innenraumbelastungen in den Schulgebäuden haben unterschiedliche Ursachen. Bauliche Mängel können ebenso eine Rolle spielen wie die Verwendung bestimmter Bauprodukte oder unsachgemäßes Lüftungsverhalten. Mikrobielle Probleme wie Schimmelbefall sind in Schulgebäuden ebenfalls häufig zu beobachten. Das Umweltbundesamt hat 2008 einen Leitfaden erstellt, der über die Innenraumhygiene in Schulgebäuden informiert, Vorgehensweisen bei Problemfällen aufzeigt und einen Überblick über die Sanierungsrichtlinien bietet.
Luftverunreinigungen in Innenräumen von Schulen
In Innenräumen von Schulen treten Luftverunreinigungen auf, die ein hygienisches Problem darstellen. Solche Innenraumbelastungen können unterschiedliche Ursachen haben:
- bauliche Mängel
- Verwendung bestimmter Bauprodukte
- Einrichtungsgegenstände, die mit chemischen Stoffen belastet sind
- Reinigungsprodukte
- Fehler in der Lüftungstechnik
- unsachgemäßes Lüftungsverhalten
- mikrobielle Probleme wie Schimmelbefall
Einige Schulen wurden aufgrund des Verdachts einer Belastung mit Asbest, PCB und anderen Innenraumschadstoffen saniert. Aufgrund von Geldmangel in den Kommunen und unzureichender baulicher Wartungsarbeiten sind einige Schulen noch immer stark sanierungsbedürftig. Die Energiesparverordnung, die 2007 novelliert wurde, stellt die Beteiligten bei der Sanierung von Schulgebäuden vor weitere Herausforderungen. Um die energetischen Vorgaben zu erfüllen, werden die Fenster luftdicht gemacht. Bei unzureichendem Lüften kann das zu einer Anreicherung chemischer und biologischer Stoffe in der Raumluft führen.

In Innenräumen von Schulen treten Luftverunreinigungen auf, die ein hygienisches Problem darstellen | Foto: ©tl6781 #95658383 – stock.adobe.com
Situation an deutschen Schulen
Von der Bausubstanz her sind viele Schulen in Deutschland ungenügend. In älteren Schulgebäuden sind häufig die Fenster undicht oder das Mauerwerk weist Undichtigkeiten auf. Eine undichte Hausinstallation verursacht Feuchteschäden. Nach 1990 wurden vergleichsweise wenige neue Schulgebäude errichtet.
Das sind die Hauptverunreinigungen der Luft an deutschen Schulen:
- Anreicherung von Kohlendioxid durch mangelndes Lüften
- zu hoher Feuchtigkeitsgehalt in Gebäudestruktur oder Raumluft, der zu mikrobiellem Befall führt
- unangenehme Gerüche durch unzureichendes Lüften
- Emissionen von Einrichtungsgegenständen, Ausstattungsgegenständen oder Bauprodukten
- Emissionen aus Reinigungs- und Pflegeprodukten
- Freisetzung von Staub oder Rauchgasen im naturwissenschaftlichen Unterricht oder Werkunterricht
- Feinstäube, die von innen und außen in die Gebäude gelangen
Fensterlose Räume dürfen nur dem vorübergehenden Aufenthalt von Menschen dienen. Als Daueraufenthaltsräume wie Klassenräume sind sie nicht zulässig.
Die Belastung der Schulräume durch Luftverschmutzungen kann zu gesundheitlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, mangelnder Konzentration oder Müdigkeit führen. Es kann zu Nebenhöhlenentzündungen, allergischen Symptomen, Augenreizungen und Reizungen der Atemwege kommen.

Von der Bausubstanz her sind viele Schulen in Deutschland ungenügend | Foto: ©Lars Tuchel #46872443 – stock.adobe.com
Verunreinigungen der Innenraumluft in Schulräumen durch verschiedene Schadstoffe
Die Innenraumluft in Schulräumen wird durch verschiedene Schadstoffe verunreinigt. Dazu gehören anorganische Gase aus verschiedenen Quellen:
- Kohlendioxid, das durch den Menschen oder offene Flammen eingebracht wird
- Kohlenmonoxid aus der Außenluft, von Lehrküchen oder von Experimenten mit unvollständiger Verbrennung von organischem Material
- Stickstoffdioxid aus Lehrküchen, Bunsenbrennern und aus der Außenluft
- Ozon aus der Außenluft im Sommer, aber auch von Kopierern und Laserdruckern
Die Konzentration von Kohlendioxid wird in ppm angegeben. Eine Konzentration von weniger als 1.000 ppm ist hygienisch unbedenklich und erfordert keine Maßnahmen. Bei einer Konzentration von 1.000 bis 2.000 ppm müssen die Lüftungsmaßnahmen intensiviert werden. Der Luftwechsel sollte erhöht werden. Das Lüftungsverhalten ist zu überprüfen und zu verbessern. Als hygienisch inakzeptabel gilt eine Konzentration bei mehr als 2.000 ppm. Die Belüftbarkeit des Raums muss geprüft werden.
Die Schulinnenräume können auch durch flüchtige organische Verbindungen belastet sein. Solche Verbindungen sind Alkohole, Alkane, Ketone, Naphtalin, Ester, Aldehyde oder Glykolether, die durch Farben, Reinigungs- und Lösemitttel, aber auch durch die Außenluft in die Räume gelangen.
Flüchtige organische Verbindungen können durch Bau- und Renovierungsmaßnahmen freigesetzt werden.
Durch intensives Lüften nach Beendigung der Arbeiten kann die Konzentration in der Raumluft verringert werden. Flüchtige organische Verbindungen lassen sich nicht vollständig vermeiden. Um die Konzentration zu verringern, muss regelmäßig gelüftet werden.
Die Raumluft kann auch durch Formaldehyd belastet sein, das in Holzwerkstoffen, Farben, Dämmmaterialien und Reinigungsmitteln enthalten sein kann.
Staub gelangt auf unterschiedliche Weise in die Innenräume und weist unterschiedliche Zusammensetzungen auf. Eine hohe gesundheitliche Belastung kann durch Feinstaub entstehen. Um die Feinstaubkonzentration zu reduzieren, ist eine gute Lüftung notwendig. Eine gesundheitliche Gefahr stellen auch Faserstäube dar, zu denen Asbestfasern, künstliche Mineralfasern und glasige Fasern gehören. Asbesthaltige Bauprodukte werden in Schulen inzwischen nicht mehr eingesetzt.
Luftverunreinigungen können auch durch biologische Stoffe wie Tierallergene, Hausstaubmilben, Schimmelpilze oder Bakterien entstehen.

Die Schulinnenräume können auch durch flüchtige organische Verbindungen belastet sein | Foto: ©Benjamin #339443213 – stock.adobe.com
Hygienische Anforderungen im Schulbetrieb
Der Leitfaden des Umweltbundesamtes informiert auch über die hygienischen Anforderungen im praktischen Schulbetrieb. Zu den allgemeinen hygienischen Anforderungen gehören:
- möglichst günstige Lage des Schulgebäudes im Hinblick auf die Immissionsbelastungen
- ausreichende Größe der Klassenräume und sinnvolle Ausrichtung bezüglich des Sonnenlichteinfalls
- ausreichende Beleuchtung durch Tageslicht
- wirksamer baulicher Schallschutz
- leicht zu öffnende Fenster für eine natürliche Lüftung
- mechanische Lüftung für Räume, in denen bestimmungsgemäß mit Schadstoffen gearbeitet wird
- ausreichende Heizung in allen Räumen
- Möblierung und Einrichtung frei von Schadstoffen
- nutzungsgerechte Kleiderablagen, sodass die Kleidung auslüften und trocknen kann
- ausreichende Anzahl von Waschbecken in Toilettenräumen
- Pausenhöfe und Pausenhallen in ausreichender Größe
- leicht zu reinigende Räume
Für eine gute Hygiene kommt es auf eine regelmäßige und sachgerechte Reinigung an. Die Reinigungsintervalle sollten abhängig von den örtlichen Gegebenheiten festgelegt werden. Eine desinfizierende Reinigung sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen.
Wichtig ist eine ausreichende Fensterlüftung in den Schulräumen. Die Schulräume sollten vor dem Unterricht und mindestens in jeder Pause durch Stoß- und Querlüftung gelüftet werden.
Sind kleine Baumaßnahmen und Renovierungen erforderlich, kommt es zur Vermeidung der Schadstoffbelastung auf Materialauswahl, Materialmenge, Kontrolle der Ausführung und Verarbeitung sowie auf die Koordinierung und Kontrolle des zeitlichen Ablaufs an.

Zu den allgemeinen hygienischen Anforderungen gehören u.a. eine ausreichende Anzahl von Waschbecken in Toilettenräumen | Foto: ©Krakenimages.com #666074063 – stock.adobe.com
Bauprodukte und Raumausstattungen
Beim Neubau und bei der Renovierung bestehender Schulgebäude müssen raumklimatische und lüftungstechnische Aspekte berücksichtigt werden. Die EG-Bauprodukten-Richtlinie ist die rechtliche Grundlage für die Anforderungen des Gesundheits- und Umweltschutzes von Bauprodukten.
Die Bauprodukte sollten emissions- und schadstoffarm und bestenfalls mit dem Blauen Engel gekennzeichnet sein.
Von den Bauprodukten für den Rohbau dürfen keine Gefahren für die Raumnutzer ausgehen. Ausbau- und Umbaumaßnahmen an Schulgebäuden sollten durch Fachfirmen ausgeführt werden. Innenraumluftbelastungen werden bei der Verwendung von emissionsarmen und umweltfreundlichen Produkten vermieden.
Möbel aus Holz sollten über das Umweltzeichen AL-ZU 38 verfügen. Schulmöbel aus anderen Werkstoffen sollten die Anforderungen der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel erfüllen. Ein Möbelpass informiert in Einzelfällen über das Prüfergebnis möglicher Emissionen von Möbeln.
Sanierungsrichtlinien für Schadstoffe
Für Schadstoffe, die eine Belastung der Raumluft in Schulgebäuden darstellen, informiert der Leitfaden des Umweltbundesamtes über Sanierungsrichtlinien. Richtlinien gelten für Asbest, polychlorierte Biphenyle, Pentachlorphenol, und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.