
Top-Runner-Ansatz auf Konsumgüter | Foto: ©whyframeshot #510343250 – stock.adobe.com
Bei der Produktion von Konsumgütern bestehen erhebliche Potenziale, um sie nachhaltiger und langlebiger zu machen. Um Konsumgüter nachhaltiger zu machen, gewinnt der Top-Runner-Ansatz immer mehr an Bedeutung. Es geht darum, das aktuell effizienteste und nachhaltigste Produkt als Mindeststandard festzulegen, der innerhalb eines bestimmten Zeitraums von allen Produkten erreicht werden muss.
Wachsende Bedeutung der umweltgerechten Gestaltung von Produkten
Im Hinblick auf die Umweltbelastung und den Klimawandel hat die umweltgerechte Gestaltung von Produkten eine herausragende Bedeutung. Eine weitgehende Einigung, dass eine umweltpolitische Regulierung für die Produktion mit dynamischen Standards erforderlich ist, besteht auch in der EU. Ein Top-Runner-Ansatz für Konsumgüter auf europäischer Ebene wird von der Bundesregierung forciert.
Ein ausformulierter Vorschlag für ein Top-Runner-Konzept mit den entsprechenden Maßnahmen zur Umsetzung wurde bislang noch nicht erarbeitet.
Ein Top-Runner-Ansatz muss auf EU-Ebene erarbeitet werden. Dieses Konzept muss mit den bestehenden produkt- und energiepolitischen Instrumenten abgeglichen werden. Zur Umsetzung des Konzepts sind Lösungsvorschläge abzuleiten.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) hat bereits 2012 im Hinblick auf die Energiewende eine Studie beim ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung in Auftrag gegeben, um zu untersuchen, wie nationale Top-Runner-Instrumente dazu beitragen, das Stromsparziel der Bundesregierung zu erreichen. Die Bundesregierung hat das Ziel verfolgt, bis 2020 gegenüber dem Jahr 2010 10 Prozent weniger Strom zu verbrauchen. Zur Ergänzung der Top-Runner-Strategie auf nationaler Ebene schlägt die Studie sieben Instrumente vor. Das Grundprinzip besteht darin, dass die effizientesten am Markt verfügbaren Produkte zum Maßstab für kommende Produktgenerationen werden.

Im Hinblick auf die Umweltbelastung und den Klimawandel hat die umweltgerechte Gestaltung von Produkten eine herausragende Bedeutung | Foto: ©peopleimages.com #1135233102 – stock.adobe.com
Vorgaben der EU für Mindeststandards
Bei der Produktion und Vermarktung effizienter Produkte blieben bislang große Potenziale ungenutzt. Verschiedene europäische Verordnungen legen Mindeststandards für den Energieverbrauch von Produkten fest. Diese Verordnungen schreiben auch Effizienzlabels für Produkte und Schwellenwerte für Effizienzklassen vor. Diese Vorgaben sind oft nicht ambitioniert genug und können auf die Entwicklungen des Marktes nicht schnell genug reagieren.
Die Effizienzvorgaben der EU verschärfen sich stufenweise, doch in der ersten Stufe verändert sich oft nichts, da das Angebot bei Inkrafttreten der Verordnung bereits den neuesten Anforderungen entspricht.
Für Haushaltsgeräte wie Kühl- und Gefriergeräte oder Waschmaschinen galten bis einschließlich Februar 2021 Energieeffizienzklassen, bei denen A+++ für das effizienteste Gerät stand. Seit März 2021 gelten neue Energieeffizienzklassen. Die Plus-Klassen A+++, A++ und A+ sind weggefallen. Das effizienteste Gerät trägt seitdem die Energieeffizienzklasse A. Da die Geräte inzwischen noch effizienter geworden sind, muss ein Gerät, das früher die Energieeffizienzklasse A+++ trug, nicht unter die neue Energieeffizienzklasse A fallen. Es kann inzwischen der Energieeffizienzklasse B oder C entsprechen. Seit der Einführung der neuen Energieeffizienzklassen fließen auch weitere Kriterien wie Reparaturfreundlichkeit oder Wiederverwertung am Ende der Lebensdauer in die Bewertung, um eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu fördern.

Bei der Produktion und Vermarktung effizienter Produkte blieben bislang große Potenziale ungenutzt | Foto: ©zzzdim #492571284 – stock.adobe.com
Inhalt des Top-Runner-Ansatzes
Beim Top-Runner-Ansatz für Konsumgüter geht es nicht nur darum, die schlechtesten und am wenigsten nachhaltigen Produkte vom Markt zu nehmen. Das Konzept regt einen Wettlauf an, bei dem das zum Zeitpunkt der Verhandlungen beste am Markt verfügbare Produkt zum Mindeststandard für die kommenden Jahre festgelegt wird. Erreicht der Markt das Effizienzniveau bereits früher, muss nachgesteuert werden, um die Ziele zum Klimaschutz und zur Energieeinsparung zu erreichen. Dabei gilt es, die Standards effizient zu überwachen und automatisch anzupassen.
Japan ist Vorbild für den Top-Runner-Ansatz und hat ihn bereits 1998 eingeführt.
Nach dem japanischen Ansatz sind alle Produkte in Untergruppen eingeteilt. Für jede Gruppe sind Effizienzziele festgelegt. Für energieintensive Produkte gilt ein maximaler Energieverbrauch, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und für die Produkte eine bessere Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen.
Ziele des Top-Runner-Ansatzes für Konsumgüter
Der Top-Runner-Ansatz für Konsumgüter verfolgt das Ziel, dass nur noch die umweltverträglichsten, ressourcen- und energieeffizientesten Technologien am Markt bestehen können. Der technische Fortschritt eines Landes oder einer Region soll gefördert werden, indem Hersteller zum Wettbewerb animiert werden. Eines der Wettbewerbsziele ist der niedrigste Energieverbrauch. Das Top-Runner-Prinzip verdrängt energieintensive Produkte sukzessive aus dem Angebot und steigert die produktbezogene Energieeffizienz, um den Energieverbrauch zu senken.
Künftig wird der Bedarf an energiesparenden Produkten steigen. Die Entwicklung und Produktion energieeffizienterer Technologien und Produkte kann Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Der Ansatz geht von insgesamt höheren Standards aus, die sich nicht mehr am Durchschnitt der Produkte, sondern an den besten Produkten orientieren. Um Wettbewerbsverzerrungen für inländische Anbieter zu vermeiden, müssen sich auch Anbieter außerhalb des Marktes anpassen.

Der Top-Runner-Ansatz für Konsumgüter verfolgt das Ziel, dass nur noch die umweltverträglichsten, ressourcen- und energieeffizientesten Technologien am Markt bestehen können | Foto: ©ChayTee #566940413 – stock.adobe.com
Instrumente für den Top-Runner-Ansatz
Die vom BUND beauftragte Studie zum Top-Runner-Ansatz von 2012 sah bereits sieben Instrumente vor, um bis zum Jahr 2020 den Energieverbrauch um 20 Prozent zu senken und die Klimaziele besser zu erreichen:
- Förderprogramm für einkommensschwache Haushalte für den Kauf von Geräten mit der höchsten Energieeffizienzklasse
- Effizienzwettbewerb im Handel, um nur die effizientesten Produkte anzubieten
- Angabe von Lebenszyklen bei den Produkten und Schaffung von Kostentransparenz für die Verbraucher
- Top-Runner-Gutscheinprogramm mit Gutscheinen zur Bewerbung von Produkten mit der höchsten Energieeffizienzklasse
- Förderprogramm für effiziente Anlagen in Industrie und Gewerbe
- Effizienzsprung durch Innovationswettbewerbe für Hersteller
- Verbesserung der Marktüberwachung von Ökodesign und Energiekennzeichnung
Umsetzung des Top-Runner-Ansatzes für Konsumgüter in Deutschland und der EU
Das Top-Runner-Modell wird innerhalb der EU mit Mindeststandards wie der Ökodesign-Richtlinie, freiwilligen Umweltzeichen und verpflichtender Energieverbrauchskennzeichnung umgesetzt. Das Bundesumweltministerium spricht sich dafür aus, dass sich der Top-Runner-Ansatz nicht nur auf eine höhere Energieeffizienz der Produkte beschränkt. Die Umweltwirkungen der Produkte sollen kontinuierlich reduziert werden.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) veranlasste bereits im Jahr 2016 die Nationale Top-Runner-Initiative (NTRI), die Teil des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE) war. Dabei handelt es sich um eine Energieeffizienzstrategie, die für Deutschland bis 2050 unterschiedliche Nachhaltigkeitsziele festlegt. Hersteller, Handel und Kunden werden mit der Nationalen Top-Runner-Strategie angesprochen.
Gemäß der Strategie sollen Hersteller ihre Ideen in einem Netzwerk austauschen und die eigenen Produkte kontinuierlich effizienter gestalten. Der Handel sollte das Kaufkriterium Energieeffizienz besser hervorheben, um mehr energieeffiziente Geräte zu verkaufen. Durch entsprechende Kennzeichnungen sollten Kunden besser aufgeklärt und für den Kauf energieeffizienter und umweltfreundlicher Produkte sensibilisiert werden.