
Umweltfragen der polaren und marinen Ökosysteme | Foto: ©stylefoto24 #507571881 – stock.adobe.com
Die Ozeane bedecken ungefähr 70 Prozent der Erdoberfläche und bilden ein empfindliches Ökosystem. Sie sind Lebensraum zahlreicher Tiere, doch werden sie vom Klimawandel bedroht. Die Verschmutzung der Meere, darunter durch Plastikabfälle, ist für die Meeresbewohner eine ernsthafte Gefahr. Die Erderwärmung führt zu einem Rückzug der polaren Ökosysteme. Langfristig führen Umweltverschmutzung und Klimawandel zum Verschwinden der polaren Flora und Fauna.
Bedrohung der marinen Biodiversität durch Umwelteinflüsse
Von der riesigen Fläche der Ozeane gelten lediglich noch 13 Prozent als unberührt. Die polaren und marinen Lebensräume werden durch verschiedene Umwelteinflüsse bedroht. Die Schifffahrt bedroht die Meere durch den CO2-Ausstoß und andere schädliche Einflüsse. Die kommerzielle Fischerei hat bereits zu einer Überfischung der Meere und zu einem Rückgang zahlreicher Arten geführt. Auch die allgemeine Verschmutzung und die Klimaerwärmung wirken sich auf die empfindlichen Ökosysteme aus.
Die Meere sind nicht nur wichtige Ökosysteme, die durch Artenvielfalt geprägt sind. Sie nehmen große Mengen an Kohlendioxid auf und senken die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre.
Die Bedrohung der Meere durch Umwelteinflüsse und Klimawandel wirkt sich auch auf die Leistung der Meere aus, die nicht mehr so viel Kohlendioxid aufnehmen können.
Die Biodiversität der Meere reagiert auf diese Einflüsse durch Anpassung. Die Lebensräume verschiedener Tiere verschieben sich. Auch die Zusammensetzung von Lebensgemeinschaften verändert sich.

Von der riesigen Fläche der Ozeane gelten lediglich noch 13 Prozent als unberührt | Foto: ©Iakov Kalinin #76676416 – stock.adobe.com
Gefahren für die polaren Ökosysteme
Die Umweltbelastung und die Erderwärmung führen zum Schrumpfen des Meereises als wichtigste Speisekammer der Polarmeere. Kälteliebende Arten werden durch steigende Temperaturen zur Flucht gezwungen, doch finden sie kaum noch Rückzugsorte. Andere Arten aus mittleren Breiten nehmen ihren angestammten Lebensraum ein.
Der Rückgang des arktischen und des antarktischen Meereises wirkt sich auf die Lebensgemeinschaften im Eis, aber auch auf Arten aus, die direkt und indirekt vom Meereis abhängen. Die Algenblüte ist wichtig, doch setzt sie umso früher ein, je dünner das Meereis ist. So gelangt mehr Licht an die Eisalgen. Das Algenwachstum könnte durch das Schmelzen des Meereises gefördert werden. Wichtige Voraussetzungen dafür sind genügend Nährstoffe im Meerwasser und im Eis. Der Süßwassergehalt in der obersten Wasserschicht steigt, wenn das Meereis schmilzt. Das salzarme Oberflächenwasser vermischt sich schlechter mit dem nährstoffreichen und salzigerem Tiefenwasser. Das führt dazu, dass die Algenblüte teilweise ausbleibt
Die immer früher einsetzende Algenblüte wirkt sich auf die Nahrungskette der Meeresbewohner aus. Das Überleben von Zooplanktonarten ist gefährdet, da deren Lebensrhythmus auf den Vermehrungszyklus der Eisalgen abgestimmt ist. Zooplankton hungert, wenn nicht genügend Eisalgen vorhanden sind. Das führt zu einem Artensterben von im Eis lebenden Fischarten, die sich von Zooplankton ernähren.
Vögel wie Trottellummen, die sich von im Eis lebenden Fischen wie Polardorschen ernähren, verhungern in großer Anzahl.
Sogar majestätische Meeressäuger wie Grauwale finden aufgrund dieser Entwicklung nicht genug Nahrung und verhungern. Betroffen sind auch Walrosse und Eisbären, denen es an Nahrung mangelt und denen die Eisflächen fehlen. Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass ein ungebremster Rückgang des Meereises zum Aussterben der Eisbären führen könnte.

Die Umweltbelastung und die Erderwärmung führen zum Schrumpfen des Meereises als wichtigste Speisekammer der Polarmeere | Foto: ©Goinyk #250059223 – stock.adobe.com
Arktis am stärksten von globaler Umweltverschmutzung betroffen
Von der Luft- und Meeresverschmutzung ist die Arktis am stärksten betroffen. Schadstoffe, die in südlicheren Regionen entstanden sind, gelangen durch besondere Windmuster, Meeresströmungen und Niederschläge bis in die Arktis. Luft, die mit Schwermetallen, säurebildenden Gasen und Rußpartikeln angereichert ist, gelangt aus Europa durch Nordwinde im Atlantik innerhalb weniger Tage in die Arktis. Der Abbau toxischer Substanzen wird durch das kalte Klima gehindert.
Die außerhalb der Arktis erzeugten Schadstoffe beschleunigen den Klimawandel, tragen zur Versauerung von Gewässern und Böden bei und führen zu gesundheitlichen Schäden bei Menschen und Tieren.
Druck auf die polaren und marinen Ökosysteme
Der Klimawandel und die Umwelteinflüsse führen dazu, dass sich die Arktis und Teile der Antarktis deutlich schneller als die restliche Welt erwärmen. Die hochspezialisierten Lebensgemeinschaften in beiden Bereichen stehen daher stark unter Druck. Das sind die Folgen:
- Veränderung des Beutespektrums der polaren Raubtiere aufgrund der Meereserwärmung
- Beeinträchtigung der Gesundheit zahlreicher Tiere aufgrund der Nahrungsverknappung
- Rückgang des Lebensraums für Arten, die Eis als Nahrungsquelle, Ruhestätte und Kinderstube nutzen, durch Abschmelzen des Meereises
- Verlagerung der Nahrungsgründe polwärts mit dem Rückzug der Eiskante, sodass Vögel und andere Tiere, die an der Eiskante gejagt haben, längere Wege für die Nahrungssuche zurücklegen müssen
- Abwanderung polarer Meeresbewohner in die wenigen noch verbliebenen kälteren Regionen aufgrund der steigenden Wassertemperaturen
- Einwanderung von Arten aus mittleren Breiten aufgrund der steigenden Luft- und Wassertemperaturen in die Arktis und Antarktis und Konkurrenz mit einheimischen Arten um Nahrung
Polare Lebensgemeinschaften werden durch den Klimawandel beeinflusst. Die Wechselwirkungen durch unterschiedliche Stressfaktoren sind vielfältig. Die regionalen Gegebenheiten haben entscheidenden Einfluss auf die klimabedingten Veränderungen für das Leben von Pflanzen und Tieren in den Polarregionen. Die Auswirkungen dieser Veränderungen können sich daher regional stark unterscheiden.

Der Klimawandel und die Umwelteinflüsse führen dazu, dass sich die Arktis und Teile der Antarktis deutlich schneller als die restliche Welt erwärmen | Foto: ©Ruzdi #511722200 – stock.adobe.com
Anpassung an die veränderten Bedingungen
Die Lebewesen in den polaren und marinen Ökosysteme versuchen zunächst, sich innerhalb kurzer Zeit an die veränderten Bedingungen anzupassen. Abhängig von der Ausgangslage kurbeln sie Atmung und Stoffwechsel an, pumpen mehr Blut durch den Körper oder fressen mehr. Sind sie beweglich, wandern sie in Gebiete ab, in denen sie die gewohnten Bedingungen vorfinden. Alle diese Anpassungsversuche erfordern zusätzliche Energie. Die Überlebenschancen sind relativ gut, wenn die Tiere die notwendige Energie aufbringen können. Mangelt es an Energie, geraten die Tiere schnell an ihre Leistungsgrenze und sterben.
Die Arten, denen es gelingt, sich zu akklimatisieren, können sich auch geschlechtlich fortpflanzen. Sie können sich bestenfalls über mehrere Generationen an die veränderten Bedingungen anpassen. Der Nachwuchs dieser Tiere hat im Idealfall bereits die Erbanlagen so modifiziert, dass er besser mit den neuen Lebensbedingungen zurechtkommt als die Elterntiere.
Die meisten polaren Tiere und Pflanzen haben bereits vor längerer Zeit ihren Energieverbrauch und Stoffwechsel drastisch reduziert, um in der Arktis oder Antarktis zu überleben.
Sie verfügen über ausreichende Reserven, um den Temperaturanstieg zu kompensieren. Da sich viele polare Arten langsamer entwickeln, ist ein schneller Generationenwechsel ausgeschlossen. Sie können sich daher nicht so schnell genetisch an die neuen Lebensbedingungen anpassen.
Gefahren durch Schiffsverkehr
Der Schiffsverkehr ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Meere. Geht das Eis zurück, dringen die Schiffe weiter ins Nordpolarmeer vor. Traditionelle Seewege von Europa oder Amerika nach Asien werden erheblich durch die Nordostpassage entlang der russischen Arktisküste oder die Nordwestpassage entlang der kanadischen Arktisküste verkürzt. Der Tourismussektor boomt und führt zu einem Anstieg des Schiffsverkehrs.
Der Schiffsverkehr stellt eine Bedrohung für die Meere dar, da Schiffsabgase die Luftverschmutzung verstärken. Abwasser und Abfälle aus dem Schiffsbetrieb gelangen ins Meer und werden nur außerordentlich langsam abgebaut. Auch der Lärm durch den Schiffsverkehr ist eine Bedrohung für empfindliche Meerestiere.

Der Schiffsverkehr ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Meere | Foto: ©Patrick #461792867 – stock.adobe.com
Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen
In der Arktis lagern verschiedene natürliche Rohstoffe, vor allem Erdöl und Erdgas. Die Rohstoffförderung ist eine Gefährdung der Umwelt, insbesondere in so sensiblen Gebieten wie der Arktis. Die meisten Infrastrukturmaßnahmen in der Arktis hängen mit der industriellen Förderung natürlicher Ressourcen zusammen. Die Gefahr von Havarien besteht durch den erforderlichen Infrastrukturausbau, aber auch durch Bohrungen und Bergbau.
Die industrielle Erschließung der Region bietet der Bevölkerung Arbeitsplatzperspektiven und soziale Vorteile. Sie führt aber auch zur Verschmutzung von Böden, Luft und Wasser.
Gefahr der Überfischung
Die Fischbestände im Nordpolarmeer gehören zu den natürlichen Ressourcen. In eisbedeckten Gebieten ist keine Fischerei möglich. Daher spielt die kommerzielle Fischerei im Arktischen Ozean aktuell kaum eine Rolle. Wichtige Fischgründe befinden sich jedoch in den angrenzenden Meeren. Die Überfischung ist in diesen Gebieten bereits seit Langem ein Problem. Der Klimawandel und der Rückgang des Eises machen den Arktischen Ozean für die Fischerei zunehmend attraktiver. Die zunehmende Nutzung des Schiffsverkehrs führt zu Lärm, Abfällen, Abwasser und Luftverschmutzung. Fischereigeräte können bisher unberührte Ökosysteme zerstören.

Die Fischbestände im Nordpolarmeer gehören zu den natürlichen Ressourcen | Foto: ©John Sandoy #7274999 – stock.adobe.com
Polartourismus als wachsender Wirtschaftsfaktor
Der Polartourismus ist ein wachsender Wirtschaftsfaktor, doch stellt er eine Gefahr für das polare Ökosystem dar. Die Touristen reisen per Schiff oder Flugzeug an, was zu einer erhöhten Schadstoffbelastung führt. Ein hohes Touristenaufkommen ist in Gebieten mit vielen Meeressäugern, Vogelkolonien und anderen Naturattraktionen zu beobachten. Die heimischen Ökosysteme und damit die arktische Vegetation werden stark belastet.
Die Vegetation kann sich oft nicht zeitnah regenerieren. Tiere werden bei der Fortpflanzung, der Nahrungssuche und er Aufzucht der Jungen gestört.
Plastik als Bedrohung für die Meere
Eine ernsthafte Bedrohung für die Meere ist Plastikmüll. Er findet an allen Küsten der Welt ein Ende. Aktuell schwimmen in den Meeren 80 bis 150 Millionen Tonnen Plastik. Das entspricht ungefähr der Hälfte der Weltbevölkerung oder 15.000 Eiffeltürmen. Nicht nur Fischernetze, in denen sich Meeresschildkröten verfangen oder mit denen Seevögel ihre Nester bauen, stellen Gefahren dar. Durch die Luft werden kleinste Plastikteilchen bis in die Arktis getragen und reichern sich im Meereis an. Plastikabfälle wurden sogar im 11.000 Meter tiefen Marianengraben gefunden. Seit Jahren steigt die Menge an produziertem Plastik exponentiell.
An einigen Stellen in den Meeren wie im Südchinesischen Meer oder im Mittelmeer ist die Konzentration an Mikroplastik bereits ökologisch bedenklich. Setzt sich diese Entwicklung fort, könnte das Worst-Case-Szenario im Jahr 2100 erreicht sein. Die Überschreitung der Schwellenwerte könnte dann an einer Fläche gemessen werden, die doppelt so groß wie Grönland ist.
Plastik, das ins Meer gelangt, kann nicht mehr zurückgeholt werden. Größere Plastikteile werden durch die Meeresströmungen, aber auch durch Wind zu Mikroplastik zerrieben. Dieses Mikroplastik reichert sich in den Ozeanen immer weiter an.