
Umweltfreundliche Beschaffung – ökologische und wirtschaftliche Potenziale rechtlich zulässig nutzen | Foto: ©littlewolf1989 #500169037 – stock.adobe.com
Immer mehr Unternehmen, aber auch Endverbraucher achten auf eine nachhaltige Produktion von Gütern. Dazu zählt auch eine umweltfreundliche Beschaffung der Ausgangsstoffe. Es gilt, unnötige Wege und damit verbundene Schadstoffemissionen zu vermeiden, Arbeitgeber aus der Region zu unterstützen, aber auch auf faire Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern zu achten. Im öffentlichen Beschaffungswesen in Deutschland werden Umweltaspekte schon seit Langem berücksichtigt. Es ist auch für Unternehmen immer wichtiger, auf Nachhaltigkeit bei der Beschaffung zu achten. Für die umweltfreundliche Beschaffung gelten rechtliche Rahmenbedingungen. Sie sorgen dafür, dass ökologische und wirtschaftliche Potenziale rechtlich zulässig genutzt werden.
Was bedeutet umweltfreundliche Beschaffung?
Umweltfreundliche Beschaffung wird auch als nachhaltige Beschaffung bezeichnet. Sie betrifft den Prozess der Beschaffung von Produkten, bei denen über den gesamten Lebenszyklus ökologische und wirtschaftliche Aspekte mit möglichst geringen Folgen für die Umwelt berücksichtigt werden. Der Lebenszyklus der Produkte erstreckt sich von der Herstellung bis hin zur Entsorgung.
Die umweltfreundliche Beschaffung ist ein wichtiger Bestandteil des Nachhaltigkeitsmanagements in einem Unternehmen.
Unternehmen, aber auch die öffentliche Hand müssen bei der umweltfreundlichen Beschaffung berücksichtigen, dass das günstigste Angebot nicht immer das nachhaltigste ist. Ein Angebot muss umweltfreundlich, sozial gerecht und gleichzeitig wirtschaftlich sein. Mit der umweltfreundlichen Beschaffung können Unternehmen dazu beitragen, Schadstoffemissionen zu verringern, menschenwürdige und sozialverträgliche Arbeitsbedingungen zu schaffen, aber auch ihre eigene Effizienz steigern.

Umweltfreundliche Beschaffung wird auch als nachhaltige Beschaffung bezeichnet | Foto: ©Jestercine #1194440980 – stock.adobe.com
Warum eine umweltfreundliche Beschaffung wichtig ist
Eine umweltfreundliche Beschaffung minimiert die Risiken von Verletzungen grundlegender ökologischer und sozialer Standards in der Lieferkette. Unternehmen tragen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei ihren Zulieferern bei, wenn sie auf die Einhaltung von Sozialstandards und eine faire Entlohnung achten. Auch der Verzicht auf Kinderarbeit ist ein wichtiger sozialer Aspekt. Unternehmen, die konsequent auf eine nachhaltige Beschaffung achten, können langfristig zu einer positiven ökologischen und sozialen Entwicklung beitragen. Sie leisten auch einen Beitrag dafür, dass die Gesetze und Regularien für die Beschaffung verschärft werden.
Mit einer umweltfreundlichen Beschaffung übernehmen Unternehmen Verantwortung für die Gesellschaft und nehmen eine Vorbildfunktion ein.
Sie verbessern auch ihr Ansehen bei den Kunden, da immer mehr Privat- und Geschäftskunden auf Nachhaltigkeit achten. So können Unternehmen sich am Markt gegen die Konkurrenz behaupten und ihre Umsätze steigern. Auch die Gewinnung von Investoren kann leichter sein, da sich viele Investoren auf Green Investments konzentrieren.
Produkte, die unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit hergestellt wurden, sind häufig qualitativ hochwertiger, langlebiger und können einfacher repariert werden als Produkte, die nicht nachhaltig hergestellt wurden. Mit einer umweltfreundlichen Beschaffung werden Ressourcen geschont und Energie eingespart. Für Unternehmen trägt die umweltfreundliche Beschaffung zur langfristigen Wirtschaftlichkeit bei.
Rechtliche Rahmenbedingungen für die umweltfreundliche Beschaffung
Im Vergaberecht der EU und im nationalen Vergaberecht gelten klare rechtliche Regelungen zur Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Vergabe öffentlicher Aufträge. In einigen Regelungen ist die Berücksichtigung von Umweltaspekten verbindlich festgelegt.
In allen Phasen eines Vergabeverfahrens sollten Umweltaspekte berücksichtigt werden. Eine umweltfreundliche Alternative kann bereits von vornherein bei der Auswahl des Auftragsgegenstands gewählt werden. Öffentliche Auftraggeber, aber auch Unternehmen können bereits bei der Ausschreibung Umweltanforderungen in die technische Spezifikation einfließen lassen. Öffentliche Auftraggeber können bei einer Eignungsprüfung verlangen, dass potenzielle Auftragnehmer bestimmte Normen für das Umweltmanagement erfüllen. Umweltkriterien können als Zuschlagskriterien in die Angebotsbewertung einbezogen werden.
Wichtige rechtliche Grundlagen und Rahmenbedingungen zur umweltfreundlichen Beschaffung sind:
- Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit der Bundesregierung von 2021
- Kreislaufwirtschaftsgesetz
- Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz
- Klimaschutzgesetz
- Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
Diese gesetzlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen gelten insbesondere für öffentliche Auftraggeber. Sie können jedoch auch von Unternehmen berücksichtigt werden.

Im Vergaberecht der EU und im nationalen Vergaberecht gelten klare rechtliche Regelungen zur Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Vergabe öffentlicher Aufträge | Foto: ©respiro888 #838129633 – stock.adobe.com
Was bei der umweltfreundlichen Beschaffung berücksichtigt werden sollte
Bei der umweltfreundlichen Beschaffung sollten öffentliche Auftraggeber, aber auch Unternehmen die folgenden Aspekte berücksichtigen:
- Nutzung von Entscheidungsfreiräumen bei der Auswahl des Beschaffungsgegenstandes für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen
- Einbeziehung von Lebenszykluskosten in die Leistungsbeschreibung, bei denen es auf Kostenrelevanz und Umweltfreundlichkeit ankommt
- Zugriff auf Kriterien, die bei der Erteilung von Umweltzeichen gelten, um den Inhabern von Umweltzeichen den Nachweis der Einhaltung zu erleichtern
- Anforderungen an die Einhaltung von Normen für das Umweltmanagement stellen, wenn sie bei der Ausführung des Auftrags relevant sind
- Bei den Zuschlagskriterien Umweltaspekte in den Verdingungsunterlagen ausdrücklich nennen
- Abgabe von Nebenangeboten ermöglichen, damit auch neue und umweltfreundliche Produkte berücksichtigt werden können, die dem Auftraggeber noch nicht bekannt sind
- Umweltbezogene Anforderungen an die Ausführung stellen, die sich auf den Leistungsgegenstand beziehen
- Dokumentation der Verwendung von Umweltkriterien im Vergabevermerk
Für die rechtlich zulässige Nutzung ökologischer und wirtschaftlicher Potenziale bei der Beschaffung können Unternehmen und öffentliche Auftraggeber folgendermaßen vorgehen:
- Festlegung eines Verhaltenskodexes: Dabei müssen Auftraggeber die Aspekte priorisieren, auf die sie Wert legen, wenn der Beschaffungsprozess nachhaltig gestaltet werden soll. Solche Aspekte können die Arbeitsstandards der Zulieferer, aber auch der Grundwasserschutz sein.
- Verpflichtung von Lieferanten zur Einhaltung des Verhaltenskodexes: Auftraggeber müssen Lieferanten vertraglich dazu verpflichten, den von ihnen definierten Verhaltenskodex einzuhalten.
- Kontrolle risikoreicher Lieferanten: Auch wenn Lieferanten vertraglich zur Einhaltung des Verhaltenskodexes verpflichtet werden, halten einige Lieferanten sich nicht an die gestellten Anforderungen. Es ist daher wichtig, dass Unternehmen die Lieferanten auf die Einhaltung kontrollieren.
- Entscheidung über weitere Zusammenarbeit: Hält sich ein Lieferant trotz Konfrontation nicht an den vereinbarten Verhaltenskodex, sollte die Zusammenarbeit beendet werden.
Wichtige Kriterien für die umweltfreundliche Beschaffung
Bei der umweltfreundlichen Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen spielen die Umweltauswirkungen eine wichtige Rolle. Bei Produkten müssen die Umweltauswirkungen während der Herstellungsphase, während der Nutzungsphase und am Ende der Nutzung, bei der Entsorgung, berücksichtigt werden.
Für die umweltfreundliche Beschaffung muss eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erfolgen. Umweltentlastungseffekte müssen berücksichtigt werden.
Um die Beschaffung nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten, können die folgenden Überlegungen hilfreich sein:
- Sind Recyclingprodukte eine Alternative zu einem Produkt aus neuen Ausgangsstoffen?
- Ist der Ersatz eines Einwegprodukts durch ein Mehrwegprodukt möglich?
- Ist ein Produkt langlebig und sind Reparaturen möglich?
- Ist eine Einsparung von Verpackungsmaterial möglich?
- Können Kunststoffe durch natürliche Materialien ersetzt werden?
- Sind Lösungsmittel oder Schwermetalle in einem Produkt enthalten?