
So gelingt die umweltfreundliche Beschaffung von Produkten | Foto: ©Skórzewiak #855937182 – stock.adobe.com
Unternehmen, aber auch die öffentliche Hand müssen in jedem Jahr zahlreiche verschiedene Produkte beschaffen und dafür hohe Beträge ausgeben. Sie achten häufig auf umweltfreundlich hergestellte Produkte aus regionaler Herstellung oder aus Deutschland, um die heimischen Unternehmen zu unterstützen und dazu beizutragen, Arbeitsplätze zu erhalten. Die Beschaffung heimischer Produkte ist auch mit kurzen Wegen verbunden und schont daher die Umwelt. Verschiedene Artikel müssen jedoch importiert werden. Mit der umweltfreundlichen Beschaffung von Produkten leisten Unternehmen und die öffentliche Hand einen Beitrag zum Umweltschutz und zu mehr Nachhaltigkeit. Auch Kosten können damit gespart werden.
Bedeutung der umweltfreundlichen Beschaffung von Produkten
Die umweltfreundliche Beschaffung von Produkten trägt zu mehr Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz sowie zur Unterstützung von Unternehmen bei, die ökologische, umweltfreundliche Produkte herstellen. Sie ist auch sozial verträglich, da die Produkte von Unternehmen stammen, in denen faire und menschenwürdige Arbeitsbedingungen herrschen. Mit einer umweltfreundlichen Beschaffung können Wege gespart und Transporte gebündelt werden. So lassen sich Kosten sparen.
Nicht nur viele Unternehmen achten darauf, ihre Produkte umweltfreundlicher zu beschaffen.
Auch die Bundesländer, der Bund und die EU achten auf eine umweltfreundliche Beschaffung und haben teilweise bereits verschiedene Leitlinien erarbeitet, die für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen gelten.

Die umweltfreundliche Beschaffung von Produkten trägt zu mehr Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz sowie zur Unterstützung von Unternehmen bei, die ökologische, umweltfreundliche Produkte herstellen | Foto: ©artrachen #1349216008 – stock.adobe.com
Definition und Hintergrund der umweltfreundlichen Beschaffung
Eine umweltfreundliche oder nachhaltige Beschaffung beginnt damit, Waren oder Dienstleistungen zu beziehen, bei denen wirtschaftliche, umweltfreundliche und soziale Aspekte berücksichtigt werden. Die Produkte sollten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg möglichst wenige negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft haben. Dazu gehört auch ein geringer CO2-Fußabdruck.
Unternehmen, aber auch die öffentliche Hand können mit einer umweltfreundlichen Beschaffung umweltfreundlich und sozial verantwortungsbewusst handeln.
Das trägt bei Unternehmen langfristig zum wirtschaftlichen Erfolg bei. Unternehmen können mit der umweltfreundlichen Beschaffung Umwelt- und Sozialstandards einhalten und Risiken besser kontrollieren.
Aspekte einer umweltfreundlichen Beschaffung
Eine umweltfreundliche Beschaffung ist immer auch nachhaltig, da es gilt, die Umwelt für nachfolgende Generationen zu erhalten. Sie beinhaltet nicht nur den ökologischen Aspekt, sondern auch die soziale Verantwortung und wirtschaftliche Effizienz. Das sind die Kernaspekte der umweltfreundlichen Beschaffung:
- Ökologische Verantwortung: Die ökologische Verantwortung beginnt mit der Auswahl umweltfreundlich hergestellter Produkte. Es gilt auch, Emissionen beim Transport, den Energieverbrauch und Abfall zu reduzieren.
- Soziale Verantwortung: Die soziale Verantwortung betrifft nicht nur die Herstellung der Produkte, sondern die gesamte Lieferkette. Die Lieferanten müssen die Menschenrechte respektieren, faire Arbeitsbedingungen bieten und auf Kinderarbeit verzichten.
- Wirtschaftliche Effizienz: Eine umweltfreundliche Beschaffung schließt wirtschaftliche Effizienz nicht aus, denn auch der Kostenfaktor muss über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts berücksichtigt werden. Nicht nur die Kosten beim Kauf eines Produkts sind relevant, sondern auch die Kosten für Betrieb und Entsorgung.
Bei der umweltfreundlichen Beschaffung werden nicht nur die kurzfristigen Kosten und die Effizienz von Produkten berücksichtigt. Es kommt darauf an, wie sich die Produkte langfristig auf die Umwelt auswirken und welche Kosten sie verursachen. Dabei müssen auch die Umwelt- und Sozialkosten berücksichtigt werden.
Die umweltfreundliche Beschaffung von Produkten sollte ein fester Bestandteil der Unternehmensstrategie sein und auch bei der öffentlichen Hand im Fokus stehen. Häufig müssen die üblichen Einkaufsmethoden geändert werden, was mit Schwierigkeiten verbunden sein kann. Die Hauptziele bestehen in der Verringerung von Umweltschäden und der Unterstützung sozialer Gerechtigkeit.

Eine umweltfreundliche Beschaffung ist immer auch nachhaltig, da es gilt, die Umwelt für nachfolgende Generationen zu erhalten | Foto: ©Charlize Davids/peopleimages.com #844011524 – stock.adobe.com
Herausforderungen einer umweltfreundlichen Beschaffung
Für Unternehmen ist eine umweltfreundliche Beschaffung von Produkten oft mit Herausforderungen verbunden, wenn der Einkauf umgestaltet werden muss. Die Herausforderungen bestehen in:
- Höheren Anfangsinvestitionen: Der Kauf umweltfreundlicher Produkte und Materialien kann mit höheren Kosten verbunden sein, da faire Arbeitsbedingungen und eine menschenwürdige Entlohnung gerade in den Entwicklungsländern teurer sind und unterstützt werden müssen.
- Umstellung bestehender Prozesse: Prozesse im Unternehmen müssen hin zu einer umweltfreundlichen Beschaffung häufig geändert werden. In globalen Lieferketten können Schwierigkeiten auftreten, da sich die Umwelt- und Sozialstandards unterscheiden.
- Limitationen bei der Lieferantenauswahl: Die Auswahl der Lieferanten kann bei einer umweltbewussten Beschaffung eingeschränkt werden, denn nicht alle Lieferanten erfüllen die Nachhaltigkeitsstandards. In spezialisierten Märkten können Schwierigkeiten auftreten, wenn nur wenige nachhaltige Optionen verfügbar sind.
Rechtsgrundlagen für eine umweltfreundliche öffentliche Beschaffung
Die EU hat die Rechtsgrundlagen für eine umweltfreundliche öffentliche Beschaffung bereits im Jahr 2014 mit den EU-Vergaberichtlinien vorgegeben. Die Mitgliedsstaaten können die Regelungen umsetzen und bei Bedarf verschärfen. Die Vorgaben der EU wurden in Deutschland im Jahr 2016 umgesetzt. Rechtsgrundlagen in Deutschland sind:
- Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung (GWB)
- Unterschwellenvergabeverordnung (UVgO)
- Vergabeverordnung (VgV)
- Sektorenverordnungen
- Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG)
- Klimaschutzgesetz
- Vergabe- und Vertragsordnungen für Bauleistungen
Auf Bundesebene und auf Länderebene gelten interne Vorschriften für die nachhaltige Beschaffung, darunter die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur klimafreundlichen Beschaffung. Im Klimaschutzprogramm 2030 hat sich die Bundesregierung zur Umsetzung des Klimaschutzplans 2050 eine klimaneutrale Bundesverwaltung bis zum Jahr 2030 als Ziel gesetzt. Die Bundesregierung plant dazu eine Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Beschaffung klimafreundlicher Produkte.
Das Bundes-Klimaschutzgesetz trat Ende 2019 in Kraft und enthält in Paragraf 13 eine Regelung zur öffentlichen Beschaffung. Die Beschaffungsstellen von Bund, Ländern und Kommunen müssen das Berücksichtigungsgebot für den Klimaschutz bei Planung, Auswahl und Durchführung der öffentlichen Beschaffung beachten. Die Klimaschutzziele der Bundesregierung müssen in allen Phasen der Beschaffung eingehalten werden. Das beginnt bereits bei der Bedarfsanalyse. Produkte, die während der gesamten Nutzungsdauer das Ziel der Minderung von Treibhausgasen mit niedrigen Kosten erreichen, haben Vorrang. Lebenszykluskosten, aber auch volkswirtschaftliche Kosten für den Klimaschutz müssen berücksichtigt werden. Die Grundlage ist der CO2-Schattenpreis.

Die EU hat die Rechtsgrundlagen für eine umweltfreundliche öffentliche Beschaffung bereits im Jahr 2014 mit den EU-Vergaberichtlinien vorgegeben | Foto: ©artjazz #93484074 – stock.adobe.com
Umsetzung einer umweltfreundlichen öffentlichen Beschaffung
Für die Umsetzung einer umweltfreundlichen öffentlichen Beschaffung wird empfohlen, eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern verschiedener Verwaltungseinheiten zu bilden. Zwischen den Mitarbeitern in der Beschaffung, den Verantwortlichen für Klimaschutz- und Energiefragen und den Bedarfsträgern sollten ein Austausch und eine Abstimmung gewährleistet sein. In der Arbeitsgruppe kann ein interner Aktionsplan mit Zielen der Beschaffung, Verantwortlichkeiten und Berichtspflichten erstellt werden.
Zunächst sollten nur einige Produktgruppen ausgewählt werden, bei denen eine umweltfreundliche Beschaffung erfolgt. Geeignet sind Produktgruppen, bei denen Umweltauswirkungen klar ersichtlich sind oder für die viele umweltfreundliche Alternativen am Markt verfügbar sind. Die Produktgruppe kann ständig erweitert werden, wenn die Arbeitsgruppe entsprechende Erfahrungen gesammelt hat. Vor einer Beschaffung sollte geprüft werden, ob die Beschaffung wirklich notwendig ist oder ob eine Reparatur möglich ist. Wird eine Beschaffung nicht getätigt, schont das die Umwelt und spart Kosten.
Die Möglichkeit, zentrale Beschaffungsstellen einzurichten, sollte geprüft werden. Denkbar ist auch eine Zentralisierung des Einkaufs. So können bei größeren Einkaufsmengen häufig günstigere Preise erzielt werden.
Die verantwortlichen Mitarbeiter müssen hinsichtlich einer umweltfreundlichen Beschaffung geschult werden. Das Umweltbundesamt stellt entsprechende Materialien zur Verfügung.
Implementierung von nachhaltigen Lieferketten in Unternehmen
Nachhaltige Lieferketten sind in Unternehmen ein wichtiger Beitrag zum umweltfreundlichen und sozial verantwortlichen Handeln. Sie machen Unternehmen widerstandsfähiger und effizienter. Für die Implementierung nachhaltiger Lieferketten sind verschiedene Aspekte wichtig:
- Stakeholder-Engagement: Alle wichtigen Beteiligten müssen bei der Umsetzung nachhaltiger Lieferketten mitmachen. Dazu gehören neben den Teams im Unternehmen auch Lieferanten, Stakeholder und Kunden. Die Nachhaltigkeitsziele müssen klar kommuniziert werden.
- Definition von Nachhaltigkeitskriterien: Damit die Produkte und Dienstleistungen umweltfreundlich sind, kommt es auf klare Regelungen im Unternehmen an. Fair-Trade-Standards müssen eingehalten, schädliche Stoffe vermieden und der CO2-Ausstoß verringert werden. Die Regelungen sollten in Beschaffungsrichtlinien und Verträge integriert werden.
- Technologien und Datenanalyse: Künstliche Intelligenz und die Blockchain-Technologie können bei der Überwachung von Lieferketten und der Überprüfung der Einhaltung von Nachhaltigkeitsregeln helfen. Mit der Datenanalyse können Probleme erkannt und Verbesserungen durchgeführt werden. Die Transparenz der Lieferketten lässt sich mit digitalen Tools verbessern.
- Nachhaltigkeit im Einkaufsprozess: In alle Phasen des Einkaufsprozesses muss Nachhaltigkeit integriert werden. Das beginnt bei der Lieferantenauswahl und endet bei der endgültigen Beschaffung. Die Mitarbeiter müssen in nachhaltigen Beschaffungspraktiken geschult werden.
- Aufbau dauerhafter Partnerschaften: Mit Lieferanten können Unternehmen dauerhafte Partnerschaften knüpfen, damit die Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden. Die Nachhaltigkeit in der Lieferkette kann weiter verbessert werden, wenn Unternehmen mit ihren Partnern an Recyclingprogrammen oder umweltfreundlichen Produktionsmethoden arbeiten.
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung: Damit die Lieferketten dauerhaft nachhaltig sind, müssen sie regelmäßig überprüft und angepasst werden. Die Überprüfungen sollten intern und extern erfolgen. Bei der Verbesserung der Abläufe helfen Rückmeldungen von Kunden und Lieferanten.
Schritte bei der Durchführung einer umweltfreundlichen Beschaffung
Bei einer umweltfreundlichen Beschaffung von Produkten ist das Lieferkettenmanagement ein wichtiger Faktor. Dafür sind mehrere Schritte erforderlich:
- Analyse der bestehenden Lieferkette: Alle bestehenden Lieferanten sollten aufgelistet und hinsichtlich der Nachhaltigkeit ihrer Arbeit und der Risiken bezüglich Umwelt und Soziales bewertet werden.
- Ermittlung kritischer Lieferanten und Materialien: Materialien und Lieferanten mit den größten Umwelt- und Sozialrisiken müssen ermittelt werden. Materialien, die nicht umweltfreundlich sind, können durch umweltfreundliche Materialien ersetzt werden.
- Richtlinien für nachhaltigen Einkauf erarbeiten: Einkaufsregeln sollten klare Kriterien für Nachhaltigkeit und Umwelt enthalten. Dabei geht es um recycelte Materialien, geringere Emissionen und Einhaltung von Sozialstandards. Die Standards sollten in Einkaufsprozesse und Vertragsverhandlungen aufgenommen werden.
- Schulung der Mitarbeiter: Die Mitarbeiter können in Schulungen und Workshops ausgebildet werden. Dabei wird ihnen vermittelt, wie sie die umweltfreundliche Beschaffung umsetzen.
- Einführung von Kontrollmechanismen: Mit Kontrollsystemen wird geprüft, ob Unternehmen die umweltfreundliche Beschaffung umsetzen und ob Verbesserungsbedarf besteht.