
Weniger Plastik produzieren: Warum das so schwer ist | Foto: ©Sergey Ryzhov #328267337 – stock.adobe.com
Plastik belastet die Umwelt und gelangt über die Abfälle durch Wind und Abwasser in die Meere. Dort kann es schwerwiegende Schäden anrichten, wenn es von Meerestieren gefressen wird. Plastik auf dem Meeresgrund wird zu Mikroplastik zerrieben, von Meerestieren über die Nahrung aufgenommen und gelangt auch in die Nahrungskette des Menschen. Die Weltgemeinschaft bemüht sich um ein Plastikabkommen. Das ist jedoch kompliziert. Bei den Verpackungen soll immer mehr auf Plastik verzichtet werden. Einige Länder wollen weniger Plastik produzieren. Es ist jedoch schwierig, die Plastikproduktion zurückzufahren.
Verhandlungen über ein Plastikabkommen
Um den Plastikmüll an Land und in den Meeren zu reduzieren, verhandelt die Welt schon seit Langem über ein Plastikabkommen. Bereits Ende 2022 startete die erste Verhandlungsrunde in Uruguay. Ende 2024 fand die fünfte Verhandlungsrunde in Südkorea statt. Das Ergebnis sollte ein Abkommen sein.
An den Verhandlungen über die Reduktion von Plastik nehmen mehr als 170 Staaten teil, die sich am Ende nicht einig werden konnten.
Im Mittelpunkt steht die Frage, ob Lösungen zum Sammeln und Recyceln von Müll ausreichen. Im Gespräch ist auch eine Obergrenze für die Plastikproduktion.

Um den Plastikmüll an Land und in den Meeren zu reduzieren, verhandelt die Welt schon seit Langem über ein Plastikabkommen | Foto: ©marina_larina #210419066 – stock.adobe.com
Reduzierung der Plastikproduktion vorgesehen
Die mit der Plastikverschmutzung beschäftigten Forscher sind sich weitgehend einig, dass Recycling und Abfallmanagement nicht ausreichen, um das globale Plastikabkommen in den Griff zu bekommen. Um weniger Plastikmüll zu erzeugen, muss auch die Produktion von Plastik zurückgefahren werden. Sie muss zumindest weniger stark ansteigen, als die Prognosen vorhersagen.
Gegenwärtig ist unklar, wie viel Plastik in jedem Jahr noch produziert werden kann. Das ist auch von den gesteckten Zielen abhängig. Das primäre Ziel des UN-Plastikabkommens besteht darin, dass weniger Plastik in die Umwelt gelangt.
Nicht nur Plastik selbst ist das Problem bei der Plastikproduktion. Bei der Produktion von Plastik entstehen riesige Mengen an Treibhausgasen. Die Lösungen und Grenzen können sich unterschieden, abhängig davon, welches Problem in den Fokus rückt.

Um weniger Plastikmüll zu erzeugen, muss auch die Produktion von Plastik zurückgefahren werden | Foto: ©Sergey Ryzhov #178308137 – stock.adobe.com
Plastik – schädlich für Klima und Umwelt
In den letzten Jahrzehnten ist die Plastikproduktion stark angestiegen. Einer Studie der OECD zufolge wurden im Jahr 1950 noch zwei Millionen Tonnen Plastik im Jahr produziert. Bis 2019 ist die Produktion um das 230-Fache angestiegen. Sie lag 2019 bei 460 Millionen Tonnen. Laut der Studie wird sich die Plastikproduktion bis 2060 fast verdreifachen, wenn die Staaten keine entsprechende Entscheidung treffen.
Gelangt Plastik in die Umwelt, richtet es schwerwiegende Schäden an.
Forscher modellierten in einer 2020 im Fachmagazin Science veröffentlichten Studie, dass in jedem Jahr ungefähr 30 Millionen Tonnen Plastik in die Umwelt gelangen. Laut einer Studie der OECD landen jährlich 20 Millionen Tonnen Plastik auf dem Land und in den Gewässern.
Plastikmüll überall auf der Erde
Nahezu jeder Winkel der Erde ist mit Plastikmüll belastet. Für Tiere kann es zu einer tödlichen Falle werden, wenn sie sich darin verfangen und verletzen. Sie können auch daran ersticken. Nicht immer bleibt der Plastikmüll intakt. Er kann zu Mikroplastik zerstört werden, das sich in der Tiefsee, auf den Bergen und sogar im Meereis befindet.
Mikroplastik wurde inzwischen in mehr als 1.300 Tierarten an Land und im Wasser nachgewiesen. Insekten, Vögel, Säugetiere und Fische sind damit belastet. Menschen können Mikroplastik über die Nahrung, das Trinkwasser und die Luft aufnehmen.

Nahezu jeder Winkel der Erde ist mit Plastikmüll belastet | Foto: ©vchalup #171087309 – stock.adobe.com
Warum ist es so schwer, die Plastikproduktion zu reduzieren?
Viele Argumente sprechen für eine Reduktion der Plastikproduktion, doch ist das aus mehreren Gründen nicht so einfach.
Die Verhandlungen werden durch die erdölfördernden und plastikproduzierenden Länder erschwert. Russland, China, Saudi-Arabien, Iran oder Indien profitieren wirtschaftlich massiv von der Plastikproduktion und sind gegen ein Plastik-Abkommen.
Erdöl und Erdgas sind die Basis von 98 Prozent des weltweit produzierten Plastiks.
Die Petrochemie entwickelte sich zum größten Treiber des globalen Ölverbrauchs. Fast die Hälfte des Wachstums der Ölnachfrage könnte bis 2050 auf die Petrochemie entfallen, zu der vor allem die Plastikherstellung gehört.
China produziert ungefähr ein Drittel des Plastiks weltweit und hält daher an der Produktion fest. Staaten wie China setzen daher die Verhandlungen erst beim Plastikmüll an. Auch die Industrie spricht sich gegen eine Obergrenze bei der Produktion aus. Neben Plastikherstellern gehören auch Erdölunternehmen und Nahrungsmittelproduzenten dazu, die Speisen und Getränke in Einwegplastik verpacken.
Die Industrie setzt auf Kreislaufwirtschaft, bei der die Materialien in einem geschlossenen Kreislauf bleiben. Allerdings bedeutet die Kreislaufwirtschaft auch, dass Unternehmen weniger Plastik herstellen müssen, wenn Gegenstände repariert und wiederverwendet werden.
So wie die Stahl- und Zementindustrie ist auch die chemische Industrie durch hohe Investitionen und mehrere Jahrzehnte dauernde Investitionszyklen geprägt. Um diese Anlagen nicht vorzeitig stilllegen zu müssen, sind die Unternehmen an der Aufrechterhaltung der Produktion interessiert.
Die Konsumenten haben sich an Plastik gewöhnt, was eine Verringerung der Plastikproduktion erschwert. Der Verpackungssektor ist weltweit zu ungefähr einem Drittel am Plastikverbrauch beteiligt. Die Verpackungen werden meistens nur einmal benutzt und gelangen dann in den Abfall.