
Wirtschaftsfaktor Umweltschutz | Foto: ©InfiniteFlow #1089428368 – stock.adobe.com
Der Umweltschutz hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Viele Unternehmen erwirtschaften mit Gütern und Leistungen für den Umweltschutz immer höhere Umsätze. Im Klimaschutz werden die meisten Umsätze erwirtschaftet, doch werden auch neue, umweltfreundliche Technologien entwickelt. Neue Unternehmen etablieren sich. Nicht zu vergessen sind die Arbeitsplätze, die im Umweltschutz entstehen. Der Übergang zu einer Green Economy, zu einer umweltfreundlichen Wirtschaft, ist wichtig, da die gegenwärtige Wirtschaftsweise immer noch die natürlichen Grundlagen des Wirtschaftens zerstört und den Wohlstand untergräbt. Um den Umweltschutz als Wirtschaftsfaktor zu nutzen, kommt es darauf an, die Ressourcen zu schonen, die Emissionen zu verringern und erneuerbare Energien zu nutzen. Das stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, macht Investitionen erforderlich, generiert aber auch Umsätze.
Steigerung der Umsätze im Umweltschutz
Die Unternehmen im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor erwirtschafteten in Deutschland im Jahr 2022 mit Gütern und Leistungen für den Umweltschutz einen Umsatz von 107,5 Milliarden Euro. Das Statistische Bundesamt verzeichnet eine Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr von 16,9 Prozent. Der Trend steigender Umsätze setzt sich in diesen Bereichen fort. Mit den Umsätzen steigt auch die Zahl der Green Jobs, der Arbeitsplätze im Bereich Umweltschutz. Im Jahr 2022 waren in Deutschland 376.000 Menschen mit der Produktion von Gütern und der Erbringung von Leistungen für den Umweltschutz beschäftigt.
Das macht gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 35.000 Arbeitsplätze aus, was 10,3 Prozent entspricht.
Der Umweltschutz als Wirtschaftsfaktor bedeutet auch, dass Investitionen erforderlich sind. Die Industrie im produzierenden Gewerbe ohne Baugewerbe investierte 2022 für den Umweltschutz 13,9 Milliarden Euro. Die laufenden Aufwendungen zur Erfüllung von Umweltstandards in der Industrie betrugen 43,8 Milliarden Euro.

Die Unternehmen im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor erwirtschafteten in Deutschland im Jahr 2022 mit Gütern und Leistungen für den Umweltschutz einen Umsatz von 107,5 Milliarden Euro | Foto: ©Maria Vitkovska #1419561960 – stock.adobe.com
Klimaschutz mit den höchsten Umsätzen
So wie bereits in den Vorjahren wurden auch im Jahr 2022 die höchsten Umsätze im Klimaschutz erwirtschaftet. Sie lagen 2022 bei 61,7 Milliarden Euro. Die wichtigsten Säulen des Klimaschutzes sind Maßnahmen zur Steigerung von Energieeffizienz und Energieeinsparung mit Umsätzen von 30,7 Milliarden Euro sowie Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien mit Umsätzen von 28,9 Milliarden Euro. Mit der Wärmedämmung von Gebäuden konnten 12,0 Milliarden Euro Umsätze erwirtschaftet werden.
Die Umsätze bei Gütern und Leistungen für Onshore-Windkraft lagen bei 11,0 Milliarden Euro.
Hohe Umsätze bei Luftreinhaltung und Abwasserwirtschaft
Zu den umsatzstärksten Bereichen im Umweltschutz zählen auch die Luftreinhaltung und die Abwasserwirtschaft. In der Luftreinhaltung lag der Umsatz 2022 bei 21,1 Milliarden Euro. In der Abwasserwirtschaft konnte ein Umsatz von 10,7 Milliarden Euro erzielt werden. Bei Gütern und Leistungen in der Elektromobilität lag der Umsatz mit 9,1 Milliarden Euro im Jahr 2022 ebenfalls hoch. Mit der Herstellung und Installation von Kanalisationssystemen wurde ein Umsatz von 6,5 Milliarden Euro erzielt.

In der Abwasserwirtschaft konnte ein Umsatz von 10,7 Milliarden Euro erzielt werden | Foto: ©GordonGrand #441538631 – stock.adobe.com
Betriebe im verarbeitenden Gewerbe erwirtschaften die meisten Umsätze
Die Betriebe des verarbeitenden Gewerbes erwirtschafteten im Jahr 2022 mit 75,7 Prozent etwas mehr als drei Viertel der umweltbezogenen Umsätze. Die Umsätze betrugen im verarbeitenden Gewerbe 81,3 Milliarden Euro. Der Maschinenbau war mit einem Umsatz von 23,3 Milliarden Euro der wichtigste Wirtschaftszweig. Die Herstellung elektrischer Ausrüstungen folgte mit 11,8 Milliarden Euro.
Im Baugewerbe wurden Umsätze von 11,9 Milliarden Euro, im Dienstleistungssektor von 10,0 Milliarden Euro mit dem Umweltschutz erzielt.
Von den Beschäftigten im Bereich Umweltschutz waren 2022 mit 65,2 Prozent knapp zwei Drittel im verarbeitenden Gewerbe tätig. Das macht 245.000 Arbeitskräfte aus. Im Baugewerbe waren es 19,8 Prozent mit 74.000 Arbeitskräften und im Dienstleistungssektor 13,2 Prozent mit 50.000 Beschäftigten.
Investitionen in erneuerbare Energien in der Industrie
Im Jahr 2022 nahm die Industrie Sachinvestitionen im Umweltschutz mit 13,4 Milliarden Euro vor. Dabei handelt es sich zumeist um technische Anlagen und Maschinen. Fast die Hälfte setzten die Unternehmen mit 6,7 Milliarden Euro in der Abwasser- und Abfallwirtschaft ein, was 49,7 Prozent entspricht. In Anlagen zur Verminderung der Abwassermenge investierten die Unternehmen 4,4 Milliarden Euro.
Die Sachinvestitionen im Klimaschutz lagen bei 5,0 Milliarden Euro. Dazu zählen mit einem Anteil von 48,6 Prozent 2,4 Milliarden Euro für Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien sowie mit einem Anteil von 38,6 Prozent Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung und Energieeinsparung mit 1,9 Milliarden Euro. Auf die Luftreinhaltung entfielen 9,7 Prozent der Investitionen mit 1,3 Milliarden Euro. Davon wurden in der Elektromobilität 423 Millionen Euro investiert, was 32,6 Prozent entspricht. Dazu gehören Investitionen in die Ladeinfrastruktur sowie der Kauf von Elektro- und Hybridfahrzeugen.
Für gemietete und gepachtete Sachanlagen für den Umweltschutz verwendeten die Industrieunternehmen erstmalig 317 Millionen Euro. Die Unternehmen investierten davon 58,7 Prozent für die Elektromobilität und 17,4 Prozent für den Klimaschutz, beispielsweise für die Miete von Photovoltaikanlagen. Für immaterielle Vermögensgegenstände wie Umweltsoftware und Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement wurden 115 Millionen Euro der Investitionen in den Umweltschutz ausgegeben.
Die meisten Umweltschutzinvestitionen wurden im Jahr 2022 bei Unternehmen der Ver- und Entsorgungswirtschaft getätigt. Sie machten mit 69,1 Prozent mehr als ein Drittel aus. Das Gesamtvolumen in diesem Bereich lag bei 9,3 Milliarden Euro.

Im Jahr 2022 nahm die Industrie Sachinvestitionen im Umweltschutz mit 13,4 Milliarden Euro vor | Foto: ©Miha Creative #1145938696 – stock.adobe.com
Laufende Aufwendungen für Umweltschutzanlagen und –einrichtungen
Unternehmen gaben im Jahr 2022 mit 77,3 Prozent mehr als drei Viertel ihrer laufenden Aufwendungen für den Umweltschutz für den Betrieb von Umweltschutzanlagen und -einrichtungen aus. Das entspricht 33,9 Milliarden Euro. Aufwendungen mit Personal machen davon 7,0 Milliarden Euro aus. Auf Fremdleistungen für Analysen, Messungen und Wartungsarbeiten an den Umweltschutzanlagen entfielen 5,8 Milliarden Euro dieser Ausgaben.
Nicht anlagenbezogene Aufwendungen wie Beiträge und Gebühren machten mit 10,0 Milliarden Euro die restlichen 22,7 Prozent aus.
Mit 44,0 Prozent und 19,3 Milliarden Euro wurden weniger als die Hälfte der laufenden Aufwendungen für Abfallwirtschaft, Abfallverwertung und Abfallentsorgung ausgegeben. Dazu gehören die Energiegewinnung aus Abfall und die Gewinnung von Roh- und Baustoffen im Dualen System. Die Ausgaben für den Klimaschutz lagen bei 23,3 Prozent und 10,2 Milliarden Euro der laufenden Aufwendungen. Bei der Abwasserwirtschaft waren es mit 21,9 Prozent 9,6 Milliarden Euro.
Green Economy als Leitbild der wirtschaftlichen Entwicklung
Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ist der Umweltschutz ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Noch immer werden durch die heutige Wirtschaftsweise die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört. Der Wohlstand der nachfolgenden Generationen wird untergraben, da Meere überfischt und Wälder großflächig abgeholzt werden. Fruchtbare Ackerböden gehen verloren. Diese Entwicklung zwingt zum Umdenken und erfordert hohe Folgekosten durch den Verlust der biologischen Vielfalt und den Klimawandel. Im Jahr 2050 könnten diese Folgekosten ungefähr ein Viertel des weltweiten Bruttosozialprodukts ausmachen. Um das Naturkapital zu erhalten, ist der Übergang zu einer Green Economy wichtig.
Green Economy verbindet Ökologie mit Ökonomie und führt zu einem höheren gesellschaftlichen Wohlstand. Sie stellt eine Wirtschaftsweise im Einklang mit Natur und Umwelt dar. Um zu einer Green Economy überzugehen, kommt es auf eine ökologische Modernisierung der gesamten globalen Wirtschaft an. Änderungen sind bei der Reduktion von Emissionen, dem Ressourcenverbrauch, der Produktgestaltung und der Umstellung von Wertschöpfungsketten erforderlich. Im Mittelpunkt steht die Förderung von Umweltinnovationen. Das Umweltbundesamt arbeitet an der Konkretisierung des Leitbildes der Green Economy und unterbreitet Vorschläge für die Gestaltung des Transformationsprozesses. Ein Beispiel dafür ist das Projekt „Übergang in eine Green Economy“.

Green Economy als Leitbild der wirtschaftlichen Entwicklung | Foto: ©Dilok #1190433962 – stock.adobe.com
Grüne Zukunftsmärkte als Wirtschaftsfaktoren
Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung bedingen einander. Ein entscheidender Faktor für die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist die Steigerung der Material- und Energieeffizienz. Die steigende Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen aufgrund des Wachstums der Weltbevölkerung und der wirtschaftlichen Aufholprozesse in den Entwicklungs- und Schwellenländern kann nur befriedigt werden, wenn die vorhandenen Ressourcen bestmöglich ausgenutzt werden. Umwelt- und Effizienztechniken müssen weiterentwickelt werden, um die natürlichen Ressourcen zu schonen. Die wichtigsten grünen Zukunftsmärkte sind daher umweltfreundliche Energieerzeugung, Energieeffizienz, Materialeffizienz, Abfallmanagement, Recycling, Mobilität und nachhaltige Wasserwirtschaft.
Im Jahr 2020 lag das Weltmarktvolumen bei diesen zentralen grünen Zukunftsmärkte noch bei 4,6 Billionen Euro. Schätzungen zufolge wird es sich bis zum Jahr 2030 mehr als verdoppeln und 9,3 Billionen Euro betragen.
Schaffung von Arbeitsplätzen im Umweltschutz
Der Umweltschutz wirkt sich gesamtwirtschaftlich positiv auf die Beschäftigung aus, denn er schafft Arbeitsplätze. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Beschäftigten im Bereich Umweltschutz stetig. Erneuerbare Energien, die energetische Sanierung von Gebäuden, die Herstellung von Umweltschutzgütern sowie umweltschutzorientierte Dienstleistungen schaffen nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern Arbeitsplätze.
Zusätzliche Arbeitsplätze können durch Umwelt- und Klimaschutzziele entstehen, wie die Steigerung der Energieeffizienz und den Ausbau der erneuerbaren Energien.
Neue Arbeitsplätze können auch durch Maßnahmen zur Steigerung der Rohstoff- und Materialeffizienz geschaffen werden.
Umweltschutz und das Verhältnis von Kosten und Nutzen
Umweltschutz erfordert Kosten aufgrund von Investitionen sowie für den Betrieb der vorhandenen Einrichtungen und Anlagen. Der Nutzen ist jedoch zumeist höher als die Kosten. Investitionen in integrierte Umweltschutztechniken und Effizienzmaßnahmen führen letztendlich zu deutlichen Kosteneinsparungen in den Unternehmen. Die Gründe dafür sind rückläufige Entsorgungskosten, weniger Kosten für Energie aufgrund eines geringeren Verbrauchs sowie weniger Materialaufwand. Umweltschutz bietet auf Unternehmensebene noch weitere Vorteile. Unternehmen verbessern ihr Image und sichern sich ihre Wettbewerbsfähigkeit. Die Wahrscheinlichkeit von Störfällen ist geringer. Mit Umwelt- und Energiemanagementsystemen können Unternehmen die wirtschaftlichen Chancen des betrieblichen Umweltschutzes nutzen und ihre Umweltleistung immer weiter verbessern.
Umweltschutz kann sich positiv auf die Gesamtwirtschaft auswirken, wenn umweltbedingte Material- und Gesundheitsschäden verringert werden. Eine hohe Umweltqualität ist ein wichtiger Standortfaktor für die Wirtschaft. Unternehmen können mit einem guten Umweltimage besser um qualifizierte Arbeitskräfte werben.