
DEHP-Spuren im Urin - Ursachen und Auswirkungen | Foto: ©Gerhard Seybert #118320558 – stock.adobe.com
Weichmacher werden genutzt, um spröde Materialien weich, biegsam oder dehnbar zu machen. Dadurch werden die Gebrauchseigenschaften verbessert oder die Materialien lassen sich leichter bearbeiten. Die Weichmacher können bei der Benutzung der Gegenstände, in denen sie enthalten sind, aus dem Material austreten und in die Umwelt sowie in die menschliche Nahrung gelangen. Mitunter werden Spuren davon im Urin nachgewiesen. Als Weichmacher für PVC werden noch immer große Mengen Di(2-ethylhexyl)phthalat genutzt. Die Abkürzung dafür ist DEHP. Es ist auch Bestandteil vieler Medizinprodukte wie Magensonden oder Infusionsschläuche. Als Weichmacher für Spielzeug ist DEHP inzwischen verboten.
Was ist DEHP?
DEHP ist die Abkürzung für Di(2-ethylhexyl)-phthalat, das als Weichmacher für PVC genutzt wird. Es verbessert die Gebrauchseigenschaften und macht die Produkte aus PVC weich und flexibel. Daher wird DEHP als Weichmacher für Medizinprodukte genutzt. Teilweise besteht Weich-PVC zu mehr als 50 Prozent aus DEHP. Das Problem besteht darin, dass sich DEHP nicht chemisch mit den PVC-Molekülen verbindet. Es wird lediglich physikalisch in die PVC-Matrix eingelagert. DEHP kann daher aus dem Kunststoff herausgelöst werden, wenn es mit DEHP-lösenden, lipidhaltigen oder lipophilen Flüssigkeiten in Berührung kommt. In Tierversuchen konnten verschiedene negative Wirkungen von DEHP nachgewiesen werden, beispielsweise die Wirkung auf die sexuelle Entwicklung männlicher Nachkommen. Studien, die auch beim Menschen eine vergleichbare negative Wirkung von DEHP belegen, liegen gegenwärtig nicht vor. Es gibt jedoch Hinweise, dass DEHP auch negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben kann.
DEHP kann nicht nur in medizinischen Produkten, sondern auch in Sportartikeln, Fußbodenbelägen oder Lebensmittelverpackungen enthalten sein.
DEHP und andere Weichmacher sind seit 2007 in Spielzeug und Babyartikeln verboten. Die Kosmetik-Verordnung der EU schreibt vor, dass DEHP auch nicht in Kosmetika enthalten sein dürfen. Die Regulierung für sechs Phthalate wurde 2015 noch einmal verschärft. Diese Phthalate dürfen nur nach Genehmigung verwendet werden. Das gilt auch für Produkte, die nicht intensiv mit dem Menschen in Berührung kommen. In Stichproben soll kontrolliert werden, ob die Industrie solche Weichmacher immer noch einsetzt. Die Kontrollen halten sich jedoch in Grenzen.

DEHP ist die Abkürzung für Di(2-ethylhexyl)-phthalat, das als Weichmacher für PVC genutzt wird | Foto: ©makaule #130193475 – stock.adobe.com
DEHP-Spuren im Urin
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen untersuchte 250 Proben von Kinderurin aus den Jahren 2020/21. In 61 Prozent der Proben wurde die Substanz Mono-n-hexylphthalat (MnHexP) nachgewiesen, bei der es sich um ein Abbauprodukt von Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP) handelt. Auch in Proben aus den Jahren 2017 und 2018 wurde die Substanz nachgewiesen. Sie war jedoch nur in 26 Prozent der Proben enthalten. Auch der Urin von Erwachsenen wurde untersucht.
Erste Ergebnisse zeigten, dass auch im Urin von Erwachsenen Spuren von DEHP nachgewiesen wurden.
Das Umweltbundesamt nahm 2023 eine deutschlandweite Untersuchung von Urinproben vor. Die Substanz MnHexP wurde in 37 Prozent der Urinproben gefunden. Dabei handelt es sich um ein Zwischenergebnis der 6. Deutschen Umweltstudie, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Ergebnisse noch lief.
Wie gelangt DEHP in den Urin?
MnHexP ist ein Abbauprodukt von DEHP und dürfte aufgrund der Verbote nicht im menschlichen Körper vorkommen und nicht in den Urin gelangen. Die nachgewiesenen Spuren weisen daher auf ein größeres Problem hin. DEHP kann durch den Gebrauch der Produkte durch den Menschen vom menschlichen Körper aufgenommen werden, wenn es sich aus den Produkten herauslöst.
Das Umweltbundesamt und andere Institutionen arbeiten noch daran, die Quelle von DEHP zu ermitteln, durch die viele Kinder die verbotene Substanz aufgenommen haben. Stichhaltige Funde gibt es gegenwärtig noch nicht. Die Institutionen diskutieren jedoch verschiedene Möglichkeiten.
Ein erster Verdacht fällt auf Sonnenschutzmittel, auf die jedoch nicht verzichtet werden sollte. Die Gefahr von Hautkrebs durch Sonnenstrahlen ist zu hoch. Sonnenschutzmittel können solche Weichmacher enthalten, aber auch aus den Verpackungen herauslösen, wenn das Material der Verpackungen Weichmacher enthält.
Eine andere Theorie geht davon aus, dass die Hersteller anstelle von DEHP eine andere Substanz als Weichmacher für ihre Produkte verwenden, die aktuell noch nicht verboten ist. Die Substanz könnte über den gleichen Weg wie DEHP abgebaut werden und daher ebenfalls gesundheitsschädlich sein.
DEHP kann auch durch die Nutzung älterer Produkte, die aus der Zeit stammen, als diese Weichmacher noch nicht verboten waren, in den menschlichen Körper gelangen. Das ist auch über Hausstaub und bei der Verwendung von Spielzeug möglich, das von Kindern in den Mund genommen wird.

Sonnenschutzmittel können solche Weichmacher enthalten, aber auch aus den Verpackungen herauslösen, wenn das Material der Verpackungen Weichmacher enthält | Foto: ©Antonioguillem #64432837 – stock.adobe.com
Aufnahme von DEHP über Medizinprodukte
DEHP kann über Medizinprodukte in den menschlichen Körper gelangen. Das ist über Schlauchsysteme und funktionelle Einheiten wie Dialysefilter oder Oxygeneratoren möglich. Ein erhöhter DEHP-Eintrag in den menschlichen Körper geht von Produkten aus, die bei ihrer Verwendung in Kontakt mit Blut, invasiv eröffnetem Gewebe, Wunden oder Schleimhaut gelangen.
Auch über den Hautkontakt mit DEHP-haltigen Oberflächen kann die Substanz in geringen Mengen vom menschlichen Körper aufgenommen werden.
Eine Aufnahme von DEHP durch den menschlichen Körper ist insbesondere möglich durch:
- Gastrointestinale Sonden als perkutane Ernährungssonden sowie Magen- und Duodenalsonden
- Katheter für Untersuchungen und Behandlungen, urologische Katheter
- Schlauchsysteme und deren funktionelle Einheiten für extrakorporale Kreisläufe
- Behälter für Vollblut und separierte Blutbestandteile
- Infusions- und Transfusionssysteme
- Behälter für enteral oder parental zu verabreichende lipophile Flüssigkeiten
Auswirkungen von DEHP auf den menschlichen Körper
In Tierstudien wurden bereits gesundheitliche Auswirkungen von DEHP nachgewiesen. Je nach der molekularen Struktur wirken sich Phthalate auf unterschiedliche Weise auf die Gesundheit aus. DEHP und andere Phthalate wirken reproduktionstoxisch. Das bedeutet, dass sie fortpflanzungsschädlich sind und auch Organismen schädigen können, die sich noch in der Entwicklung befinden. Einer Studie an Ratten und Mäusen zufolge kann die Fortpflanzungsfähigkeit männlicher Tere beeinträchtigt werden. Die Schädigung tritt bereits bei den ungeborenen Tieren auf, wenn sich die Fortpflanzungsorgane noch in der Entwicklung befinden.
Auch das Hormonsystem kann durch DEHP beeinträchtigt werden. Die Phthalate, die sich auf das Hormonsystem auswirken, sind endokrine Disruptoren. In Tierversuchen wurde nachgewiesen, dass solche Weichmacher bei den Tieren den Beginn der Pubertät stören können. Auch Schilddrüse und Hirnanhangsdrüse können geschädigt werden. Auswirkungen auf das weibliche Hormonsystem wurden in den Tierversuchen bislang nicht nachgewiesen.
Die in den Tierversuchen nachgewiesenen gesundheitsschädlichen Wirkungen können auch beim Menschen auftreten. Ein direkter Nachweis ist schwierig, da epidemiologische Studien erforderlich sind. Größere Gruppen von Menschen müssen dafür über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. DEHP kann beim Menschen auch das Risiko für Fettleibigkeit, Diabetes und Bluthochdruck erhöhen.