
Leitfaden für Nachhaltige Chemikalien | Foto: ©Bordinthorn #663652136 – stock.adobe.com
Das Umweltbundesamt gab bereits 2016 einen Leitfaden für nachhaltige Chemikalien heraus. Nachhaltige Chemikalien sind wichtig für den Umweltschutz, aber auch für den Arbeits- und Verbraucherschutz. Sie führen zu einem geringeren Schadstoffausstoß und helfen, das Klima zu schützen. Mit seinem Leitfaden richtet sich das Umweltbundesamt an Hersteller, Formulierer und Endanwender von Stoffen. Der Leitfaden wurde 2017 neu aufgelegt. Nachhaltige Chemikalien haben keine schädlichen Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. Sie tragen nur unerheblich oder gar nicht zur Verknappung der natürlichen Ressourcen bei.
Bedeutung des Leitfadens für nachhaltige Chemikalien
Zur Nachhaltigkeit gibt es viele unterschiedliche Ansätze. Ein Leitfaden für die Umsetzung war bislang nicht vorhanden. Der Leitfaden des Umweltbundesamtes kann Unternehmen bei der Umsetzung der nachhaltigen Chemie im Unternehmensalltag helfen.
Unternehmen sollen anhand des Leitfadens nachhaltige Chemikalien besser von nicht nachhaltigen Chemikalien unterscheiden können.
Mit einer differenzierten Betrachtung der einzelnen Aspekte können Unternehmen Chemikalien nachhaltiger einsetzen. Der Leitfaden beschreibt Chemikalien anhand von branchenübergreifend anwendbaren Kriterien.

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Bedeutung von nachhaltigen Chemikalien
Für den Umweltschutz sowie für den Verbraucher- und Arbeitsschutz hat die Auswahl nachhaltiger Chemikalien viele Vorteile.
Nachhaltige Chemikalien belasten nicht die Umwelt und stellen keine Risiken für die menschliche Gesundheit dar.
Sie tragen zum Klimaschutz bei, da weniger schädliche Stoffe in die Atmosphäre gelangen. Solche nachhaltigen Chemikalien sind auch ökonomisch attraktiv. Sie helfen, die natürlichen Ressourcen zu schonen, und tragen nur unerheblich zur Verknappung dieser Ressourcen bei. Mittelfristig führt Nachhaltigkeit zu einem innovativen Umgang mit Chemikalien. Nachhaltiger sind die Produkte, die gegenüber den Vorgängerprodukten weniger schädlich für die Umwelt, aber auch für die Gesellschaft sind. Weiterhin kommt es darauf an, dass nachhaltige Produkte auf dem Markt erfolgreich sind.
Bewertung von Chemikalien hinsichtlich der Nachhaltigkeit
Für Unternehmen kommt es darauf an, Chemikalien hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu bewerten, um auf Dauer erfolgreich zu produzieren und am Markt zu bestehen. Bei den Verbrauchern haben Produkte, die keine schädlichen Stoffe enthalten, eine höhere Akzeptanz. Nachhaltige Chemikalien sind leichter abbaubar und haben keine besorgniserregenden Eigenschaften. Sie stehen für die Produktion auf Dauer zur Verfügung, da sie auch künftig keinen Verboten unterliegen.
Der Autor des Leitfadens für nachhaltige Chemikalien und Senior Researcher am Öko-Institut, Prof. Dr. Dirk Bunke, weist auf die ökonomische Attraktivität einer bewussten Auswahl nachhaltiger Stoffe hin. Die bewusste Auswahl führt zum innovativen Umgang mit den Chemikalien. Für Hersteller und Anwender enthält der Leitfaden wichtige Kriterien für eine orientierte Bewertung der Nachhaltigkeit von Chemikalien.
Der Leitfaden enthält wichtige Bewertungskriterien für die Prüfung der Nachhaltigkeit von Stoffen:
- Gefährliche Eigenschaften für Menschen und Umwelt
- Problemstoff-Listen und physikalisch-chemische Eigenschaften
- Ressourcenverbrauch, Mobilität und Treibhausgasemissionen
- Übernahme der Verantwortung in den Lieferketten

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Kriterien für die Auswahl von nachhaltigen Chemikalien
Bei den Kriterien für die Auswahl nachhaltiger Chemikalien wird zwischen stoffbezogenen und anwendungsbezogenen Kriterien unterschieden. Stoffbezogene Kriterien sind Merkmale, die nur vom jeweiligen Stoff abhängigen. Anwendungsbezogene Kriterien hängen mit der Art der Verwendung des Stoffs zusammen.
Stoffbezogene Kriterien für die Auswahl nachhaltiger Chemikalien sind:
- Nennung der Chemikalie in Problemstoff-Listen
- Gefährlichkeit der Chemikalie aufgrund ihrer physisch-chemischen Eigenschaften
- Gefährliche Eigenschaften einer Chemikalie für den Menschen
- Problematische Eigenschaften der Chemikalie für die Umwelt
- Mobilität des Stoffs
- Herkunft des Stoffs
- Mit der Herstellung des Stoffs verbundene Treibhausgasemissionen
- Mit der Herstellung des Stoffs verbundener Ressourcenverbrauchs
Der Leitfaden für nachhaltige Chemikalien sieht vor, dass ein Stoff anhand einer Tabelle bewertet wird. Die Tabelle enthält die stoffbezogenen Kriterien für die Auswahl der nachhaltigen Chemikalien und die Ampelfarben Grün, Gelb und Rot. Zusätzlich wird die Tabelle noch um die Farbe Weiß ergänzt. Die Farben informieren über mögliche kritische Eigenschaften der Stoffe:
- Grün, wenn kein Hinweis auf kritische Eigenschaften besteht: Eine genauere Analyse sollte erfolgen, indem anwendungsbezogene Kriterien einbezogen werden.
- Gelb mit Hinweisen auf kritische Eigenschaften: Eine Substitution des Stoffs sollte geprüft werden.
- Rot, wenn kritische Eigenschaften offensichtlich vorliegen: Vorrangig sollten Möglichkeiten für die Substitution des Stoffs geprüft werden.
- Weiß, wenn nicht genügend Informationen für eine Bewertung vorliegen: Für eine Bewertung sollten zusätzliche Informationen beschafft werden.
Der Leitfaden enthält auch anwendungsbezogene Kriterien zur Auswahl nachhaltiger Chemikalien:
- Emissionspotenzial bei der Verwendung des Stoffs
- Anwendergruppen des Stoffs
- Anwendungsmengen des Stoffs
- Abfallphase des Stoffs
- Substituierbarkeit eines Stoffs
- Nutzenpotenziale eines Stoffs
- Innovationspotenzial eines Stoffs
Goldene Regeln für die Anwendung von nachhaltigen Chemikalien
Der Leitfaden für nachhaltige Chemikalien enthält goldene Regeln für die Anwendung solcher Chemikalien:
- Möglichst nur Stoffe verwenden, die nicht auf Problemlisten zu finden sind
- Eingehende Beschäftigung mit der Verwendung und mit den Nutzern eines Stoffs, bevor dieser Stoff verwendet wird
- Möglichst nur Stoffe verwenden, die nicht gesundheitsschädlich sind und die in der Umwelt schnell abgebaut werden
- Stoffe bevorzugen, an denen kein Mangel besteht und die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden
- Lange Transportwege in der Lieferkette vermeiden, insbesondere bei Stoffen, die in großen Mengen verwendet werden
- Bei Stoffen, die in großen Mengen verwendet werden, auf niedrigen Wasser- und Energieverbrauch bei der Herstellung und niedriges Abfallaufkommen bei Herstellung und Anwendung achten
- Möglichst keine Stoffe verwenden, die ein hohes Maß an Risikomanagement erfordern
- Möglichst nur Stoffe verwenden, deren Lieferkette nachvollziehbar ist und bei denen sich die Lieferanten zur Nachhaltigkeit verpflichtet haben
- Lieferanten sollten für mengenmäßig bedeutende Stoffe Umweltproduktdeklarationen erarbeiten
- Für Stoffe und Produkte, die auf den Markt gebracht werden sollen, sollten Unternehmen unabhängige Studien zu Umwelt- und Gesundheitsgefahren erarbeiten