
Metalle der Seltenen Erden | Foto: ©Anastasiia #682161069 – stock.adobe.com
Metalle der Seltenen Erden sind aus der modernen Welt nicht mehr wegzudenken. Sie finden Anwendung in Smartphones, Elektromotoren, beim Bau von Windrädern und vielen anderen technologischen Bereichen. Ihre einzigartigen Eigenschaften machen sie für die Hightech-Industrie unverzichtbar. Doch was genau sind diese Metalle? Warum sind sie so wichtig, und welche Herausforderungen gibt es bei ihrer Gewinnung und Nutzung? In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Seltenen Erden, ihre Eigenschaften, Anwendungen und geopolitische Herausforderungen.
Was sind Metalle der Seltenen Erden?
Metalle der Seltenen Erden sind eine Gruppe von 17 chemischen Elementen im Periodensystem. Dazu gehören:
- Die 15 Lanthanoide: Lanthan (La), Cer (Ce), Praseodym (Pr), Neodym (Nd), Promethium (Pm), Samarium (Sm), Europium (Eu), Gadolinium (Gd), Terbium (Tb), Dysprosium (Dy), Holmium (Ho), Erbium (Er), Thulium (Tm), Ytterbium (Yb) und Lutetium (Lu).
- Scandium (Sc) und Yttrium (Y), die chemisch ähnlich sind und oft in denselben Erzen vorkommen.
Obwohl sie „selten“ genannt werden, kommen sie tatsächlich häufiger als Edelmetalle wie Gold oder Platin vor. Allerdings treten sie meist in sehr niedrigen Konzentrationen auf, was ihre Gewinnung schwierig macht.

Metalle der Seltenen Erden sind eine Gruppe von 17 chemischen Elementen im Periodensystem | Foto: ©Piscine26 #443174982 – stock.adobe.com
Eigenschaften und Anwendungsgebiete der Seltenen Erden
Jedes Element der Seltenen Erden besitzt spezielle chemische und physikalische Eigenschaften, die es für unterschiedliche Anwendungen wertvoll machen:
Magnetische Anwendungen
- Neodym (Nd) und Praseodym (Pr): Diese Metalle sind essenziell für die Herstellung von starken Permanentmagneten, die in Elektromotoren von Elektrofahrzeugen, Windkraftanlagen, Festplatten, Kopfhörern und Lautsprechern verwendet werden. Ihre hohe magnetische Kraft macht sie zu unverzichtbaren Komponenten für moderne, energieeffiziente Antriebe.
- Dysprosium (Dy) und Terbium (Tb): Sie verbessern die Temperaturbeständigkeit von Magneten und sind daher besonders wichtig für Hochleistungsmotoren in der Elektromobilität sowie für industrielle Anwendungen mit extremen Temperaturanforderungen.

Neodym ist essenziell für die Herstellung von starken Permanentmagneten | Foto: ©RHJ #408334271 – stock.adobe.com
Elektronische Geräte und Displays
- Europium (Eu) und Yttrium (Y): Sie werden in Leuchtstoffen für Bildschirme, LED-Beleuchtung, Fluoreszenzlampen und Laser eingesetzt. Europium ist das Hauptmaterial für die roten Phosphor-Farbstoffe in Fernsehern und Monitoren.
- Gadolinium (Gd): Wird in Speichermedien, Hochfrequenztechnik sowie in Röntgen- und MRT-Kontrastmitteln genutzt.
- Thulium (Tm) und Erbium (Er): Unverzichtbar für faseroptische Kommunikationssysteme, die das Rückgrat des Internets und der modernen Telekommunikation bilden.
Medizintechnik und Gesundheitswesen
- Gadolinium (Gd): Besonders bedeutsam in der Medizintechnik, da es als Kontrastmittel in der Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt wird. Es verbessert die Bildqualität und hilft bei der Diagnose schwerer Erkrankungen.
- Samarium (Sm): Wird für radioaktive Behandlungen von Krebs und zur Herstellung von langlebigen Kobalt-Samarium-Magneten in Herzschrittmachern verwendet.

Gadolinium ist bedeutsam in der Medizintechnik, da es als Kontrastmittel in der Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt wird | Foto: ©Ludmila #280166759 – stock.adobe.com
Katalysatoren und Chemieindustrie
- Cer (Ce): Wird in Katalysatoren für die Abgasreinigung von Autos eingesetzt, um schädliche Emissionen zu reduzieren. Zudem findet es Verwendung in Poliermitteln für Glas und optische Linsen.
- Lanthan (La): Zentral für wasserstoffspeichernde Batterien, insbesondere Nickel-Metallhydrid-Batterien, die in Hybridfahrzeugen genutzt werden.
Erneuerbare Energien und Umweltschutz
- Neodym (Nd), Dysprosium (Dy) und Praseodym (Pr): In Windkraftanlagen benötigt, um leistungsstarke Generatoren zu bauen. Ohne Seltene Erden wäre die effiziente Umwandlung von Windenergie in Strom nicht möglich.
- Terbium (Tb) und Europium (Eu): Kommen in energiesparenden Leuchtmitteln vor, was sie zu wichtigen Materialien für eine nachhaltige Energiezukunft macht.
Seltene Erden sind somit in vielen Schlüsselindustrien unverzichtbar und bilden die Grundlage für zahlreiche technologische Innovationen.

Terbium kommt in energiesparenden Leuchtmitteln vor | Foto: ©Björn Wylezich #273346856 – stock.adobe.com
Die Gewinnung und Verarbeitung von Seltenen Erden
Die Gewinnung von Seltenen Erden erfolgt in mehreren aufwendigen Schritten:
- Abbau der Erze
Der erste Schritt ist der Bergbau, bei dem seltene Erden aus der Erde gefördert werden. Dies geschieht entweder im Tagebau oder im Untertagebau, abhängig von der Beschaffenheit der Lagerstätte. Hauptförderländer sind China, die USA, Australien, Myanmar, Indien und Russland. Die geförderten Erze enthalten oft nur geringe Mengen an Seltenen Erden, weshalb große Mengen abgebaut werden müssen. - Zerkleinerung und Anreicherung
Nach der Förderung werden die Erze zerkleinert und chemisch behandelt, um die Konzentration der Seltenen Erden zu erhöhen. Dabei kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz, darunter Flotation, magnetische Separation und Laugung. Flotation ist ein chemischer Prozess, der bestimmte Minerale selektiv anreichert. Die magnetische Separation nutzt die magnetischen Eigenschaften der Metalle zur Trennung von anderen Mineralien, während bei der Laugung bestimmte Chemikalien wie Schwefelsäure die Metalle aus dem Gestein lösen. - Extraktion und Reinigung
Nach der Anreicherung werden die Seltenen Erden durch Lösungsmittel-Extraktion weiter gereinigt. Dieses Verfahren erfordert viele aufeinanderfolgende Trennschritte, da die chemischen Eigenschaften der Seltenen Erden sehr ähnlich sind. - Umwandlung in nutzbare Formen
Schließlich werden die Metalle in ihre reine Form oder als Legierungen für industrielle Anwendungen weiterverarbeitet. Dies kann durch Elektrolyse oder chemische Reduktion geschehen. - Recycling als zukünftige Lösung
Da die Gewinnung sehr aufwendig und umweltschädlich ist, gewinnen Recyclingverfahren zunehmend an Bedeutung. Altelektronik, Magnetreste und industrielle Abfälle können heute teilweise wiederverwertet werden, um den Bedarf an neuen Rohstoffen zu reduzieren.
Umweltprobleme durch die Förderung
Die Förderung von Seltenen Erden ist mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden. Besonders in Ländern mit schwachen Umweltauflagen führt der Abbau zu gravierenden ökologischen Schäden:
Wasser- und Bodenverschmutzung
Der Abbau und die chemische Verarbeitung setzen toxische Chemikalien frei, darunter Schwefelsäure und Natriumhydroxid. Diese Substanzen gelangen oft ungefiltert in Flüsse, Seen und ins Grundwasser.
In Bergbaugebieten, insbesondere in China, sind zahlreiche Wasserquellen durch Schwermetalle und saure Abfälle kontaminiert.
Auch die Bodenqualität leidet, da giftige Rückstände die Fruchtbarkeit der Böden beeinträchtigen und ganze Landstriche unbewohnbar machen.
Radioaktive Rückstände
Viele Erzvorkommen enthalten nicht nur Seltene Erden, sondern auch radioaktive Elemente wie Thorium und Uran. Während des Abbaus und der Weiterverarbeitung werden diese radioaktiven Stoffe freigesetzt und gelangen in die Umwelt. Dies stellt eine Gefahr für Menschen und Tiere dar, da radioaktive Partikel langfristig Gesundheitsprobleme wie Krebs oder genetische Schäden verursachen können.

Viele Erzvorkommen enthalten nicht nur Seltene Erden, sondern auch radioaktive Elemente wie Thorium und Uran | Foto: ©Sergey Lavrentev #107018312 – stock.adobe.com
Hoher Energieverbrauch und CO₂-Emissionen
Die Gewinnung und Verarbeitung von Seltenen Erden erfordert enorme Energiemengen. Besonders problematisch ist die Nutzung von Kohlekraftwerken in Förderländern wie China, was zu erheblichen CO₂-Emissionen beiträgt. Der hohe Energieverbrauch macht die Produktion von Seltenen Erden zu einem ökologisch fragwürdigen Prozess.
Landschaftszerstörung durch Bergbau
Der Tagebau, der häufig zur Gewinnung von Seltenen Erden eingesetzt wird, zerstört große Flächen von Wäldern, Wiesen und landwirtschaftlich nutzbaren Böden. Ganze Regionen werden für den Bergbau umgestaltet, was zur Vertreibung von Menschen und Tieren führt.
Nach dem Abbau bleibt oft eine lebensfeindliche Wüstenlandschaft zurück, die nur schwer rekultiviert werden kann.
Soziale Auswirkungen und gesundheitliche Risiken
In vielen Abbauregionen sind die Arbeitsbedingungen schlecht, und es kommt zu Menschenrechtsverletzungen. Bergarbeiter sind giftigen Dämpfen und radioaktiven Materialien ausgesetzt, was ihre Lebenserwartung drastisch senkt. Zudem führt der Raubbau an Ressourcen oft zu sozialen Konflikten und Spannungen zwischen lokalen Gemeinschaften und Bergbauunternehmen.
Um diese Umweltprobleme zu reduzieren, sind nachhaltige Abbaumethoden, bessere Recycling-Technologien und strengere Umweltauflagen notwendig.