
Tempolimit senkt CO²-Ausstoß | Foto: ©Marko Rupena #190065939 – stock.adobe.com
Angesichts des Klimawandels kommt es auf geeignete Maßnahmen an, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Das Umweltbundesamt hat in einer Studie ermittelt, wie viel Kohlendioxid durch ein Tempolimit eingespart werden könnte. Auf deutschen Autobahnen könnte die Höchstgeschwindigkeit auf 120 oder 130 km/h begrenzt werden. Auch die deutsche Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) spricht sich für ein Tempolimit aus.
Studie des Umweltbundesamtes zum Tempolimit
Bereits 2020 hat das Umweltbundesamt eine Studie zum Tempolimit auf Bundesautobahnen und die Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß durchgeführt. Abhängig von der Ausgestaltung des Tempolimits könnten die Treibhausgasemissionen in jedem Jahr um 1,9 bis 5,4 Millionen Tonnen verringert werden. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, spricht bei einem Tempolimit von 120 km/h auf deutschen Autobahnen von jährlichen Einsparungen von 2,6 Millionen Tonnen. Die Emissionen könnten bei einem Tempolimit von 130 km/h jährlich bereits um 1,9 Millionen Tonnen reduziert werden.
Ein Tempolimit von 100 km/h könnte sogar zu jährlichen Einsparungen von 5,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten führen.
Basis der Berechnungen des Umweltbundesamtes sind Verbrauchsdaten von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen. Weiterhin bezog sich das Umweltbundesamt auf Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen zur Geschwindigkeit auf Autobahnen.

Abhängig von der Ausgestaltung des Tempolimits könnten die Treibhausgasemissionen in jedem Jahr um 1,9 bis 5,4 Millionen Tonnen verringert werden | Foto: ©Marko Rupena #227893429 – stock.adobe.com
Grundlagen der Studie des Umweltbundesamtes von 2020 zum Tempolimit
Grundlage der Studie des Umweltbundesamtes waren Daten von 2019, die von der Bundesanstalt für Straßenwesen zu mittleren Geschwindigkeiten und Geschwindigkeitsverteilungen auf Bundesautobahnen ermittelt wurden. Diese Daten betreffen den Leichtverkehr, zu dem Pkw und leichte Nutzfahrzeuge gehören. Für die Berechnungen wurden detaillierte Verbrauchswerte von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen herangezogen und auf dieser Grundlage die Kohlendioxid-Emissionen ermittelt. Das Passenger Car and Heavy Duty Emission Modell (PHEM) informiert über Emissionsdaten in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit. Für viele Länder und Kommunen in Europa ist es die Datengrundlage für die Umweltberichterstattung.
Um die CO2-Minderungswirkungen zu bestimmen, werden nur die direkten Wirkungen berücksichtigt. Weitere Wirkungen wie die Änderung der Verkehrsmittelwahl wurden nicht beachtet. Mittelfristig kann sich jedoch das veränderte Kaufverhalten auf die Pkw-Flotten auswirken. Der CO2-Ausstoß könnte weiterhin verringert werden, wenn die Verbraucher verstärkt leichtere und geringer motorisierte Fahrzeuge kaufen.

Für die Berechnungen wurden detaillierte Verbrauchswerte von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen herangezogen und auf dieser Grundlage die Kohlendioxid-Emissionen ermittelt | Foto: ©olando #128937299 – stock.adobe.com
Neue Berechnungen ermitteln noch stärkere Reduzierung des CO2-Ausstoßes
Das Umweltbundesamt hat seine Studie im Jahr 2023 präzisiert und noch höhere CO2-Einsparungen durch ein Tempolimit ermittelt. Mit einem Tempolimit von 120 km/h auf deutschen Autobahnen könnten jährlich sogar ungefähr 6,7 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das macht eine prozentuale Einsparung von 4,2 Prozent pro Jahr aus.
Das Einsparungspotenzial ist umso höher, je geringer das Tempolimit ist.
Bei einem zusätzlichen Tempolimit von 80 km/h auf Landstraßen geht das Umweltbundesamt sogar von einer jährlichen Einsparung von ungefähr 8 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten aus, was einer Minderung von 5,1 Prozent entspricht.
Tempolimit als kostenlose Lösung zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emission
Die Klimaherausforderungen im Verkehr könnten mit den Einsparungen durch ein Tempolimit nicht komplett gelöst werden, wie Umweltbundesamt-Präsident Messner betont. Er führt jedoch den Vergleich an, dass für eine Reduzierung der CO2-Äquivalente um 6,7 Millionen Tonnen drei Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen fahren müssten, wenn es kein Tempolimit gäbe. Ein Tempolimit ist eine kostenlose Lösung und spart auch Kraftstoff.
Ein Umweltbonus als Förderung für den Kauf von Elektrofahrzeugen würde dem Staat Schätzungen zufolge mehr als 13 Millionen Euro kosten. Dirk Messner machte deutlich, dass ein Tempolimit ein wichtiger Baustein sein könnte, um die Klimaschutzziele im Verkehr einzuhalten.

Tempolimit als kostenlose Lösung zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emission | Foto: ©Manfred Steinbach #7360639 – stock.adobe.com
Noch höhere CO2-Einsparungen mit zusätzlichem Tempolimit auf Landstraßen
Der Verbrauch der Fahrzeuge wurde angesichts der höheren Kohlendioxid-Einsparungen im Vergleich zu früheren Studien genauer bestimmt. Umweltbundesamt-Präsident Dirk Messner erklärt, dass auch eine veränderte Verkehrsnachfrage und Routenwahl berücksichtigt wurden. Verlagerungen auf andere Verkehrsträger, zu denen die Bahn gehört, führen zu weiteren CO2-Einsparungen.
Wird ein Tempolimit auf Autobahnen von 120 km/h mit einem zusätzlichen Tempolimit von 80 km/h außerhalb von Ortschaften kombiniert, ergibt sich ein jährliches Einsparpotenzial von ungefähr acht Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten. Die Kombination beider Tempolimits könnte von 2024 bis 2030 zu einer Einsparung von insgesamt 47 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten führen.
Einsparung von Kraftstoff durch Tempolimit
Der Luft- und Rollwiderstand eines Fahrzeugs erhöht sich mit zunehmender Geschwindigkeit. Ein Tempolimit würde daher zu einer Kraftstoffeinsparung führen, die das Budget der Verbraucher schont und zusätzlich zu einer geringeren Emission von CO2-Äquivalenten beiträgt. Das Umweltbundesamt hat ermittelt, dass der Kraftstoffverbrauch bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h um ungefähr 15 Prozent höher liegt als bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h für die gleiche Wegstrecke.
Der ADAC ermittelte, dass bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor der Verbrauch bei einer Geschwindigkeit von 160 km/h doppelt so hoch ist wie bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h.
Angaben des Umweltbundesamtes zufolge würde ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen kombiniert mit 80 km/h auf Landstraßen zu einer deutschlandweiten Kraftstoffeinsparung von 3,5 bis 4,2 Milliarden Euro führen. Das hängt davon ab, wie stark sich die Kraftfahrer tatsächlich an die Vorgaben halten.
Bessere Luftqualität durch ein Tempolimit
Ein Tempolimit könnte nicht nur den CO2-Ausstoß verringern, sondern insgesamt zu einer besseren Luftqualität beitragen. Verbrennungsmotoren erzeugen verschiedene Abgase, darunter Stickoxide und Feinstaub. In Kombination mit einer starken UV-Strahlung können Stickoxide aus dem Verkehrsbereich zu einem Anstieg der Ozonwerte in der Atmosphäre führen. Ozon führt bei einer Konzentration ab 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft bei Menschen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie tränenden Augen, Kopfschmerzen, Husten oder Schleimhautreizungen. Bei empfindlichen Personen kann es bereits ab einer Konzentration von 100 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft zu gesundheitlichen Problemen kommen.
Schnelleres Fahren führt nicht unbedingt zu einem höheren Schadstoffausstoß. Mit einem Tempolimit kann jedoch der Ausstoß von Stickstoffdioxid reduziert werden. Das Umweltbundesamt führt das auf einen Nebeneffekt zurück, da bei konstanter Geschwindigkeit weniger beschleunigt wird.