Die Reifen und deren Zustand spielen eine wichtige Rolle für die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs. Sie müssen die Haftung des Fahrzeugs auf der Fahrbahn gewährleisten und benötigen daher ein Profil mit einer Mindesttiefe. Bei der Hauptuntersuchung des Fahrzeugs testet der TÜV auch die Reifen. Sind sie zu alt oder reicht die Profiltiefe nicht mehr aus, kann es passieren, dass das Fahrzeug keine Prüfplakette bekommt. Der TÜV testet nicht nur die Reifen am Fahrzeug. Er testet auch die Reifen der Hersteller auf Qualitätskriterien und hilft den Herstellern bei der Produktentwicklung, damit sie die Qualität ihrer Reifen immer weiter verbessern können.
Bedeutung der Reifenprüfung für Hersteller
Der TÜV betreibt ein Testlabor, in dem er die Reifen der Hersteller auf alle wichtigen Qualitätskriterien prüft. Reifenhersteller können aufgrund der ermittelten Werte bereits bei der Entwicklung ihrer Reifen Zuverlässigkeit, Effizienz, Sicherheit, Haltbarkeit und Wirtschaftlichkeit optimieren. Im Praxistest prüft der TÜV die Reifen bei echten Bedingungen.
Mit einem Fuhrpark aus verschiedenen Fahrzeugen testet der TÜV die Reifen in der Praxis.
Im November 2012 wurde die Europäische Reifen-Kennzeichnungsverordnung eingeführt. Die Reifen werden in den Qualitätsklassen A bis G von grün bis dunkelrot farblich markiert. Zusätzlich werden die Reifen auf Kraftstoffeffizienz, Nasshaftung und Lautstärke der Rollgeräusche getestet. Um Sicherheit und Qualität zu gewährleisten, testet der TÜV die Reifen auch auf Fahrstabilität, Verschleiß und Verhalten bei Aquaplaning. Für unterschiedliche Fahrbahnbeläge, Nässe, Eis und Schnee nimmt der TÜV eine differenzierte Bewertung vor.
Test der Reifen im Testlabor
Um den Reifenherstellern wichtige Anhaltspunkte für die Qualität ihrer Reifen bereitzustellen, testet der TÜV die Reifen im Testlabor auf die folgenden Kriterien:
- Zulassungserprobung nach internationalen Standards
- Dauerlauf
- Hochgeschwindigkeitserprobung bis zu 450 km/h
- Reifenalterung
- Cleat Test, um das Kraftübertragungsverhalten beim Überrollen von Hindernissen zu testen
- Rollwiderstandsmessung und Ermittlung der Kraftstoffeffizienz durch Verlustleistungsanalyse
- Laborabgleichverfahren bei Rollwiderstandsmessungen
Praxistest der Reifen
Der TÜV nimmt einen Praxistest der Reifen mit einem Fahrzeug vor und testet die Reifen auf die folgenden Kriterien:
- Kraftstoffverbrauch
- Verschleiß
- Verhalten bei Schnee und Eis mit Bremsen, Stabilität und Traktion
- Fahrstabilität und Sicherheit
- Akustik als Vorbeifahrgeräusch
- Bremsverhalten auf nasser und trockener Fahrbahn
Test der Reifen auf verschiedene Kriterien
Der TÜV testet die Reifen auf verschiedene Kriterien und nimmt Messungen vor. Im Auftrag des Umweltbundesamtes hat der TÜV Automotive GmbH 2022 einen Reifenvergleichstest vorgenommen und die Reifen der wichtigsten Hersteller auf Geräusch, Rollwiderstandsbeiwert, Masse, Aquaplaning und Nassbremsverzögerung getestet.
Beim Test der verschiedenen Kriterien geht der TÜV auf unterschiedliche Weise vor.
Test auf Geräusch
Leise Reifen schonen die Umwelt, da sie die Lärmbelästigung verringern. Mit abgeschaltetem Motor und Getriebe rollt das Testfahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h und einem Abstand von 7,5 Metern in Leerlaufposition vorbei an einem Mikrofon. Als Messwert gilt der höchste Schallpegel, der bei der Vorbeifahrt gemessen wird.
Test des Rollwiderstandsbeiwertes
Der Rollwiderstandsbeiwert sollte möglichst niedrig sein, um Energieverluste beim Abrollen auf der Fahrbahn zu vermeiden. Mit einem niedrigen Rollwiderstandsbeiwert sparen die Reifen Kraftstoff und schonen die Umwelt.
Der TÜV bestimmt den Rollwiderstandsbeiwert auf einem Trommelprüfstand.
Masse mit untergeordneter Bedeutung
Die Masse ist das Gewicht der Reifen. Bei den Umwelt- und Sicherheitsaspekten spielt die Masse eine untergeordnete Rolle, doch wird sie vom TÜV geprüft. Auf einer Waage wird das Gewicht der Reifen ermittelt.
Verhalten bei Aquaplaning als wichtiger Aspekt für die Fahrsicherheit
Bei der Fahrsicherheit spielt das Verhalten der Reifen bei Aquaplaning eine wichtige Rolle. Der TÜV misst die Aufschwimmgeschwindigkeit va und fährt das Fahrzeug auf einer speziellen Messstrecke mit einem langen Wasserbecken und einer Wassertiefe von acht Millimetern. Mit den rechten Reifen fährt das Fahrzeug im Wasserbecken, während sich die linken Reifen außerhalb des Beckens befinden. Das Fahrzeug wird für die Messung so lange beschleunigt, bis das rechte Rad der Antriebsachse auf der Wasserschicht aufschwimmt und zwischen dem rechten und dem linken Rad auf der Antriebsachse eine Drehzahldifferenz von 15 Prozent erreicht wird. Die zu diesem Fahrzeug gefahrene Geschwindigkeit wird als Aufschwimmgeschwindigkeit gemessen. Aquaplaning tritt umso später ein und die Reifen sind umso sicherer, je höher die Aufschwimmgeschwindigkeit ist.
Nassbremsverhalten und kurzer Bremswert
Um das Nassbremsverhalten von Reifen zu testen, fährt der TÜV das Testfahrzeug auf einer künstlich beregneten Teststrecke mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 80 km/h. Mit einer Vollbremsung mit ABS wird das Fahrzeug auf 10 km/h abgebremst. Der TÜV ermittelt die mittlere Bremsverzögerung beim Bremsvorgang. Der Bremsweg ist umso kürzer, je größer die Verzögerung ist. Die Reifen sind bei einer Vollbremsung auf nasser Fahrbahn umso sicherer, je höher der Verzögerungswert ist.
Bremsweg und Bremsverzögerung verhalten sich immer umgekehrt proportional zueinander.
Test der Reifen bei der Hauptuntersuchung
Der TÜV testet bei der Hauptuntersuchung neben anderen wichtigen Komponenten des Fahrzeugs auch die Reifen. Kraftfahrer können ihre Reifen vor der Hauptuntersuchung bereits selbst auf einige Kriterien testen und gegebenenfalls die Reifen wechseln. Die Profiltiefe der Reifen muss den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Die gesetzliche Mindestprofiltiefe muss an der abgefahrensten Stelle mindestens noch 1,6 Millimeter betragen. Ist diese Mindestprofiltiefe nicht vorhanden, kommt das Fahrzeug nicht durch die Hauptuntersuchung. Empfohlen wird jedoch eine Profiltiefe von mindestens 3 Millimetern an der abgefahrensten Stelle bei Sommerreifen. Bei Winter- und Ganzjahresreifen sollte das Profil an der abgefahrensten Stelle sogar mindestens noch 4 Millimeter tief sein. Bei diesen Angaben handelt es sich jedoch um Empfehlungen für mehr Sicherheit. Relevant für den TÜV ist die Mindesttiefe von 1,6 Millimetern. Der TÜV prüft bei der Hauptuntersuchung auch, ob die Reifengröße zum Fahrzeug passt. In der Zulassungsbescheinigung des Fahrzeugs unter den Ziffern 20, 21, 22 und 23 sind Angaben über die empfohlene Reifengröße zu finden. Der TÜV prüft auch den Reifendruck, damit die Fahrsicherheit nicht beeinträchtigt ist. Angaben zum richtigen Reifendruck sind in der Betriebsanleitung, aber auch an der B-Säule bei geöffneter Fahrertür zu finden. Bei einigen Fahrzeugen sind die Angaben auch auf einem Aufkleber im Handschuhfach oder am Tankverschluss vorhanden.