
Fluglärm als erhebliches Umweltproblem | Foto: ©Gudellaphoto #1069491789 – stock.adobe.com
Die modernen Luftfahrzeuge sind dank der neuartigen Technik deutlich leiser geworden. Dennoch kann Fluglärm eine erhebliche Belastung für die menschliche Gesundheit darstellen. Er entsteht durch die Triebwerke von Flugzeugen, aber auch durch die Wirbel der umströmenden Luft. Menschen können durch aktiven und passiven Schallschutz vor Fluglärm geschützt werden. In der Umgebung von Flugplätzen gilt das Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm.
Auswirkungen auf die Lautstärke von Fluglärm
Fluglärm gehört zum Verkehrslärm und ist der Lärm, der von Flugzeugen als Schallquelle verursacht wird. Wie stark der Lärm ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Am höchsten ist dieser Lärm in der Nähe von Flughäfen aufgrund der geringen Überflughöhen bei Starts und Landungen. Der Lärm ist umso höher, je geringer die Entfernung des Flugzeugs vom Boden ist.
Hat das Flugzeug seine Reisehöhe erreicht, wird der Fluglärm nicht mehr wahrgenommen.
Die technische Ausstattung, die Größe, das Gewicht und die Anzahl der Triebwerke von Flugzeugen wirken sich ebenfalls auf den Fluglärm aus. Die Piloten können beim Start die Lautstärke beeinflussen. Auch die Lage der Flugrouten wirkt sich auf den Lärmpegel aus.

Fluglärm gehört zum Verkehrslärm und ist der Lärm, der von Flugzeugen als Schallquelle verursacht wird | Foto: ©naka #896118494 – stock.adobe.com
Schutz von Menschen vor Fluglärm
Die Lärmbelastung von Menschen durch Fluglärm kann durch aktiven und passiven Schallschutz reduziert werden. Aktiver Schallschutz wird bei der Lärmquelle, also dem Flugzeug, vorgenommen. Beim Start von Flugzeugen ist der Lärmpegel am höchsten. Es kommt darauf an, dicht besiedelte Wohngebiete möglichst zu umfliegen. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat geeignete Flugverfahren wie satellitengestützte An- und Abflugverfahren entwickelt, um den Fluglärm zu reduzieren. Um den Lärm aktiv zu reduzieren, kommt es auf konstantes Steigen und Sinken an. Die technischen Systeme zur Reduzierung des Fluglärms werden von der DFS ständig weiterentwickelt.
Beim passiven Schallschutz geht es um eine Reduktion des Lärms am Einwirkungsort. Mit Schallschutzmaßnahmen wie Dämmung von Wänden und Dächern sowie Schallschutzfenstern kann weniger Lärm in die Häuser eindringen. Grundstückseigentümer innerhalb eines definierten Lärmschutzbereichs haben gesetzlichen Anspruch auf Erstattung ihrer Aufwendungen für bauliche Schallschutzmaßnahmen.

Die Lärmbelastung von Menschen durch Fluglärm kann durch aktiven und passiven Schallschutz reduziert werden | Foto: ©GRON777 #568149979 – stock.adobe.com
Vorschriften und gesetzliche Regelungen zum Schutz vor Fluglärm
Um die Menschen vor Fluglärm zu schützen, legt die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) für Verkehrsflugzeuge fortschrittliche Lärmgrenzwerte unter Berücksichtigung des fortschreitenden Standes der Lärmminderungstechnik fest. Flugzeuge müssen bestimmte Lärmgrenzwerte abhängig von Motorenzahl, Antriebsart und Gewicht einhalten. Moderne Flugzeuge verursachen aufgrund der verbesserten Triebwerkstechnik weniger Lärm als ältere Modelle.
Das Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm trat in seiner ursprünglichen Fassung bereits am 3. April 1971 in Kraft. Im Jahr 2007 erfolgte eine Novellierung des Gesetzes. Zusätzlich wurde eine Nachtschutzzone eingeführt. Die Zonen wurden auf Werte von 50 bis 65 dB(A) erweitert. Das Gesetz gilt als Grundlage zur Einrichtung von Lärmschutzbereichen und Schutzzonen in der Nähe von Flughäfen.
Zum Schutz gegen Fluglärm gelten noch weitere gesetzliche Grundlagen. Das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) umfasst nicht nur den Schutz vor Fluglärm und regelt daher nur einen kleinen Teilbereich des Fluglärmschutzes. Die EU-Umgebungslärmrichtlinie (ULR) wird in Deutschland mit den Paragrafen 47 a bis f des Bundes-Immissionsschutzgesetzes umgesetzt. Regelmäßig werden nach dieser Grundlage die Fluglärmbetroffenen ermittelt und die Fluglärm-Minderungsmöglichkeiten geprüft. Das Luftverkehrsgesetz (LuftVG) enthält vorwiegend Regelungen zu passiven Maßnahmen für den Fluglärmschutz.
Auswirkungen von Fluglärm auf die Gesundheit
In der Umgebung des Frankfurter Flughafens wird regelmäßig eine Lärmbelästigung mit Spitzenwerten von 90 dB(A) gemessen. Dazu werden die Lärmspitzen über den gesamten Tagesverlauf gemittelt. Das macht einen Dauerschallpegel von mehr als 55 dB(A) in der Umgebung vieler Flughäfen aus. Im Gebiet des Frankfurter Flughafens liegt der Dauerschallpegel sogar bei mehr als 64 dB(A). Berechnungen des Umweltbundesamtes zufolge sind in Deutschland ungefähr 815.000 Personen von einem Dauerschallpegel von mehr als 55 dB(A) betroffen. Diese Berechnungen betreffen die elf größten Flughäfen in Deutschland.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass schon ein Dauerschallpegel ab 40 dB(A) schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen kann.
Das subjektive Wohlbefinden und die Lebensqualität der Menschen werden durch Fluglärm erheblich beeinträchtigt. Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlafstörungen steigt. Fluglärm kann zu einer erhöhten Anfälligkeit für mentale Erkrankungen führen und die kognitive Entwicklung von Kindern beeinträchtigen.
Fluglärm als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Der menschliche Körper wird durch Lärm in Alarmbereitschaft versetzt. Die vom Körper ausgelösten Stressreaktionen durch dauerhafte und unkontrollierte Beschallung können zu Gefäßverengungen, Gefäßschäden und erhöhtem Blutdruck führen. Das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte steigt dadurch.
Eine Forschergruppe vom University College London hat Herzaufnahmen per Magnetresonanztomografie (MRT) ausgewertet und festgestellt, dass bei Menschen, die einer starken Belastung durch Fluglärm ausgesetzt sind, die linke Herzkammer im Schnitt um sieben Prozent schwerer als bei anderen Personen ist. Das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Probleme steigt dadurch um 32 Prozent (Fluglärm gefährdet das Herz). Die Forscher untersuchten dafür die Daten von 3.635 Menschen, die in der Nähe der vier großen britischen Flughäfen London-Gatwick, London-Heathrow, Manchester und Birmingham lebten.
Eine Studie des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts zeigte sogar, dass nächtlicher Fluglärm innerhalb von zwei Stunden ab der Belastung zu einem Herz-Kreislauf-Tod führen kann. Die Forscher verglichen die Sterblichkeitsdaten mit der akuten nächtlichen Lärmbelastung in der Nähe des Flughafens Zürich in den Jahren 2000 bis 2015. Das Sterberisiko steigt bereits bei einer nächtlichen Lärmbelastung von 40 bis 50 Dezibel um 33 Prozent. Liegt die Belastung bei mehr als 55 Dezibel, steigt das Sterberisiko sogar um 44 Prozent.

Der menschliche Körper wird durch Lärm in Alarmbereitschaft versetzt | Foto: ©Rawpixel.com #192813385 – stock.adobe.com
Schlafstörungen und psychische Auswirkungen von Fluglärm
Der Schlaf wird durch Fluglärm gestört, ebenso wie wichtige Regenerationsprozesse des menschlichen Körpers. Menschen, die dauerhaftem Lärm ausgesetzt sind, schlafen unruhiger und wachen häufiger auf. Sie schütten auch mehr Stresshormone aus. Das eigene Wohlbefinden wird durch eine schlechte Schlafqualität beeinträchtigt. Zusätzlich können Herz-Kreislauf-Krankheiten und andere Erkrankungen durch einen schlechten Schlaf begünstigt werden. Auch die Gedächtnisprozesse werden durch einen schlechten Schlaf beeinträchtigt.
Fluglärm wirkt sich auch auf die mentale Gesundheit aus. Er steigert das Risiko für depressive Episoden.
Nächtliches Flugverbot zum Schutz vor Fluglärm
Um die Belastung zu vermindern, wurde ein nächtliches Flugverbot eingeführt. Flüge wurden von der Nacht in den Tageszeitraum verlagert, da die Beeinträchtigung durch Fluglärm für Menschen in der Nacht höher als am Tage ist. Der reguläre Flugbetrieb soll laut Umweltbundesamt in der Zeit von 22:00 bis 06:00 Uhr nicht durchgeführt werden. Starts und Landungen von lauten Flugzeugen können in den Tages- und Nachtrandstunden verboten werden.
Das Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm wird nicht auf alle Flugplätze angewendet. Allerdings können Lärmschutzregeln auch für kleinere Flugplätze angewendet werden, die nicht unter dieses Gesetz fallen. An solchen Landeplätzen können laut Landeplatz-Lärmschutz-Verordnung Starts und Landungen für bestimmte Luftfahrzeugtypen in lärmsensiblen Zeiten untersagt werden. Lärmschutzmaßnahmen können auch bei der Genehmigung für Hubschrauberlandeplätze gelten.